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UNICEF: Geschäftsführer Garlichs gibt auf

08.02.2008, 16:16

Köln/dpa. - Der umstrittene Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, Dietrich Garlichs, gibt nach monatelanger Krise auf. Das bestätigte eine Sprecherin des UN-Kinderhilfswerks am Freitagabend in Köln nach einem entsprechenden Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».

Er habe seine Position als Geschäftsführer zur Verfügung gestellt. Damit reagiert Garlichs auf den wachsenden Druck gegen ihn und übernimmt die Verantwortung für den entstandenen Vertrauensschaden.

Laut «FAZ» schrieb Garlichs in einer persönlichen Erklärung an den Vorstand: «Für den Vertrauensschaden, der in den vergangenen Wochen entstanden ist, übernehme ich in meiner Funktion als Geschäftsführer die Verantwortung.» Garlichs waren zu großzügige Honorare für externe Berater vorgeworfen worden, die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen des Anfangsverdachts der Untreue.

Zuvor hatte die Grünen-Politikerin Kerstin Müller, die Mitglied des deutschen UNICEF-Komitees ist, im «Kölner Stadt-Anzeiger» eine Sondersitzung des Gremiums gefordert. Die UNICEF-Führung mache es sich «viel zu einfach», wenn sie die Verantwortung bei der zurückgetretenen Vorsitzenden Heide Simonis ablade, sagte Müller. «Was jetzt kritisiert wird, hat doch schon weit vor Simonis' Amtszeit begonnen.»

Der entwicklungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Sascha Raabe, will das Thema im Entwicklungsausschuss des Bundestags ansprechen. «UNICEF-Geschäftsführung und -Vorstand müssen zurücktreten», forderte er in der «Frankfurter Rundschau».

Die Bundesregierung will angesichts der Vorwürfe die Regelungen zur Transparenz von Spendenorganisationen überprüfen. «Vertrauen stellt sich auch durch Transparenz her. Deshalb werden wir schauen, ob wir die bestehenden Transparenzpflichten verbessern müssen», sagte Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) dem «Tagesspiegel».

Das Unternehmen Fleurop, das auch UNICEF-Blumensträuße anbietet und nach eigenen Angaben so jährlich 100 000 Euro sammelt, forderte: «UNICEF muss transparenter werden.» Eine Sprecherin sagte der «FR»: «Wir haben Unicef vertraut und fordern jetzt ganz klare Rechenschaft.»

In der deutschen UNICEF-Zentrale in Köln wird nächste Woche ein hochrangiger Vertreter vom UNICEF-Hauptsitz erwartet. Philip O'Brien, Leiter der Abteilung private Spenden und Partnerschaften, will sich mit den Anschuldigungen beschäftigen. Eine UNICEF-Sprecherin sagte dazu am Freitag, dies sei ein «Angebot» von O'Brien gewesen, das man gerne angenommen habe. «Er kann sicherlich eine Menge Know-how einbringen.» Der Vorstand sei inzwischen auch in Kontakt mit dem UNICEF-Botschafter Joachim Fuchsberger, der die Informationspolitik der Organisation scharf kritisiert hatte.

Unterdessen hat nach einem Bericht des Berliner «Tagesspiegels» auch die Schweizer UNICEF-Sektion ein Transparenzproblem. Sie habe bisher nicht das Gütesiegel der nationalen Zertifizierungsstelle. Die Jahresrechnung 2006 sei nicht aussagekräftig gewesen, um die Kriterien zu erfüllen, teilte das Züricher Institut Zewo der Zeitung mit. Die Schweizer UNICEF-Geschäftsführerin Elsbeth Müller kündigte aber an, der Jahresbericht für 2007 solle den Kriterien entsprechen.

www.unicef.de