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Umweltschutz Umweltschutz: In James-Bond-Manier die Elbe überwachen

18.06.2007, 07:05
Von einem Hubschrauber aus werden in Höhe der Hamburger Landungsbrücken im Auftrag der Wassergütestelle Elbe Wasserproben entnommen (Archivfoto vom 28.11.2006). (Foto: dpa)
Von einem Hubschrauber aus werden in Höhe der Hamburger Landungsbrücken im Auftrag der Wassergütestelle Elbe Wasserproben entnommen (Archivfoto vom 28.11.2006). (Foto: dpa) dpa

Hamburg/Potsdam/dpa. - Der Anblick ist vielen Menschen in Hamburg undentlang des Flusses längst bekannt. Zum 250. Mal startet heute einHelikopter, um im Auftrag der ARGE Elbe Wasserproben an zahlreichenStellen der Unterelbe zu nehmen. Sechs Mal im Jahr gibt es neue Datenvon der Unterelbe zwischen Geesthacht und der Mündung in die Nordsee,alle halbe Jahr sogar vom gesamten Fluss. Zum Jubiläum ist HamburgsUmweltsenator Axel Gedaschko (CDU) mit an Bord.

«Es gibt bei sehr vielen Schadstoffen einen abnehmenden Trend»,sagt der stellvertretende Leiter der Hamburger Wassergütestelle Elbe,Michael Bergemann, zum Erfolg der ARGE, an der alle Bundesländerbeteiligt sind, die von der Elbe durchflossen werden. Den Anfangmachten 1977 Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen, ohneallerdings Einfluss auf die große Schadstofffracht zu haben, die derFluss von jenseits des Eisernen Vorhangs in die Bundesrepublikschwemmte. 1993 kamen Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt,Brandenburg und Sachsen dazu. «Die größten Erfolge gab es in den 90erJahren», sagt Bergemann. Bei vielen Schadstoffen beträgt der Rückgangim Elbwasser 90 Prozent und mehr. «Das große Pfund ist weg.» Sorgenbleiben dennoch. Einzelne Verbindungen bereiten weiter Probleme, soHexachlorbenzol (HCB), das vorwiegend in Tschechien in den Flussgelangt.

Im fast 25 Grad warmen Wasser der Elbe bei Blankenese plantschenin diesem Frühsommer die Kinder, mutige Schwimmer wagen sich sogarins tiefe Wasser, am Strand tummeln sich Sonnenhungrige. Baden in derElbe ist wieder beliebt - dabei müssen eher Wellen der großenContainerschiffe und starke Strömung als Verschmutzung gefürchtetwerden. Seit ein paar Jahren gibt es sogar einen organisierten Elbe-Badetag im Jahr. Das war noch in den 80er Jahren ganz anders.Schwermetalle, ungeklärte Abwässer und gründliche Überdünung aus derLandwirtschaft hatten das Wasser der Elbe zu einer ungesunden Brühegemacht. Unvergessen sind Bilder mit über und über von Tumorenentstellten Fischen aus den Netzen der Finkenwerder Fischer.

Auch wenn die Elbe gerade das erste große Sauerstoffloch derSaison überstehen musste, hat sich nach Bergemanns Angaben diesesProblem etwas entschärft. «Früher war es normal, dass derSauerstoffgehalt im Mai auf ein Milligramm pro Liter fiel und erst imSeptember wieder stieg.» Fische, die nicht rechtzeitig in andereGebiete flüchten konnten, hatten keine Überlebenschance. Die tiefstenWerte in den letzten Wochen in Hamburg lagen bei knapp zweiMilligramm Sauerstoff pro Liter Wasser, kritisch für Fische ist aberschon alles, was unterhalb von drei Milligramm liegt.

Der Unterschied: Heute steigen die Werte zwischendurch auchschnell wieder an, etwa wenn Regen fällt oder es ein paar kühlereTage gibt. «Die Gefahr eines Fischsterbens besteht jedes Mal», sagtBergemann. Wenn ein Sauerstoffmangel aber nicht zu plötzlich kommt,könnten die Fische darauf reagieren, ausweichen und überleben.

Heute tummeln sich wesentlich mehr Fischarten in viel größererZahl in der Elbe als vor 20 Jahren. Welchen überraschenden Effekt daszerstörerische Hochwasser im Frühjahr 2006 hatte, zeigt sich jetzt ander Zahl der Hechte. Die Raubfische nutzten die vielen überflutetenWiesen, um ihre Eier abzulegen. Jetzt liegen sehr viele junge Hechteim Fluss auf Beutefang, weiß der Wissenschaftler.

Auch die internationale Zusammenarbeit funktioniere gut, lobtBergemann. Neben Tschechien arbeiten auch Österreich und Polen, dieüber Nebenflüsse einen kleinen Anteil am Elbe-Einzugsgebiet haben, ander Reinhaltung des Stroms mit.

Zum Jubiläumsflug erneuert der Naturschutzbund NABU seine Warnungvor einer weiteren Vertiefung der Fahrrinne in der Elbe. Das würdedie Sauerstoffprobleme verschlimmern, befürchtet der Pressesprecherdes Landesverbandes, Bernd Quellmalz. Weitere Flachwassergebiete, diefür die Sauerstoffanreicherung des Wassers wichtig sind, würdenverloren gehen. Außerdem müsse auf den geplanten Bau desKohlekraftwerks in Moorburg verzichtet werden, weil das Kühlwasserzur Erwärmung der Elbe beitrage.