Umwelt- und Energiepolitik Umwelt- und Energiepolitik: Greenpeace denkt über das Land ohne Autos nach

Berlin/dpa. - Die Umweltorganisation Greenpeace hat das Szenario jetzt zurinternationalen Konferenz über erneuerbare Energien in Bonn (1. bis 4. Juni) durchrechnen lassen. Ergebnis: Technisch möglich ist es. Der Ölpreis, der nach Ansicht vieler Experten auf hohem Niveau bleiben dürfte, gibt der noch unveröffentlichten Studie «SolarGeneration 2100» zusätzliche Brisanz.
Ausgangspunkt der Greenpeace-Studie ist die Annahme, dass derEnergieverbrauch in Deutschland bis 2100 auf 40 Prozent des heutigen Wertes gesenkt werden kann. Dazu wird die demographische Entwicklung allein nicht ausreichen. Notwendig sind massive Energiesparmaßnahmen. «Energie intelligent herstellen und effizient nutzen», ist der Kern des Konzepts.
Nach den Berechnungen setzt sich das Energieangebot 2100 komplett aus alternativen Quellen zusammen: Strom würde 29 Prozent der verbrauchten regenerativen Energien ausmachen, Wärmeerzeugung 40 Prozent. Letztere soll von Sonnenkollektoren, Erdwärme und Biomasse stammen. 4 Prozent der Energie kämen aus Biokraftstoffen. Regenerativer Wasserstoff, unter anderem für den Verkehr, würde 27 Prozent der Gesamtenergie stellen.
Das Neue an der Studie ist der Zeitrahmen. Bis 2020, das ist dasZiel der Bundesregierung, sollen 20 Prozent der Energie aus Wind und Wasser, Sonne, Erdwärme und Biomasse kommen. Auch Wirtschaftsminister Wolfgang Clement stimmt dem zu. Doch sollte Deutschland nach Meinung von Greenpeace weiter denken.
Generell werden auf dem Weg zur «SolarGeneration 2100» nach derKernenergie zuerst die CO2-intensivsten Brennstoffe ersetzt. Damit wird erst Braunkohle, dann Steinkohle und Öl und zum Schluss Erdgas durch die jeweils besten erneuerbaren Energien abgelöst. Der Einstieg in die Erneuerbaren wird sich in folgender Reihenfolge vollziehen: Windkraft an Land, Wind Offshore, Biomasse, Erdwärme und Solarstrom.
Bereits bis 2050 muss demnach der Energieverbrauch in Deutschland um 40 Prozent reduziert werden. Ob dieses Ziel erreicht wird, hängt nach Ansicht von Greenpeace von den Weichenstellungen der nächsten Jahre ab. Werden heute Kohlekraftwerke in Auftrag gegeben, werden diese um 2010 ans Netz gehen und den Energiemix bis über 2050 hinausbeeinflussen.
«Solargeneration 2100» geht aber davon aus, dass sich in jedemJahrzehnt der Anteil der erneuerbaren Energien an derEnergieversorgung Deutschlands um rund 10 Prozent erhöht. 2050 werdenalso 50 Prozent der Versorgung aus erneuerbaren Energien stammenmüssen, 2100 sollen es 100 Prozent sein.
Die erneuerbaren Energien erobern sich die Energiesektoren dabeiunterschiedlich schnell: Am schnellsten ist die Vision einernachhaltigen Energieversorgung im Strombereich möglich. Die privatenHaushalte können prozentual am meisten Strom einsparen, gefolgt vonGewerbebetrieben und der Industrie. Die regenerative Energien sollenihren Siegeszug dann in der Wärmeversorgung weiterführen. Der Marktfür Solarkollektoren werde weiter wachsen - der steigende Ölpreiswerde diesen Prozess eher noch beschleunigen.
«Der Verkehrsbereich wird die letzte und schwierigste Hürde sein»,räumt Energieexperte Sven Teske von Greenpeace ein. Bis zum Endedieses Jahrhunderts muss rund 70 Prozent der Energie, die heute fürden Verkehr genutzt wird, eingespart werden.
