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Umwelt Umwelt: Kampf um Öl im Naturschutzgebiet von Alaska

Von Christiane Oelrich 07.03.2005, 09:37
Der Aussichtspunkt "Meile 8" nördlich von Fairbanks (Archivfoto vom Juni 2002) ist einer der wenigen Punkte, an denen die streng bewachte Trans-Alaska-Pipeline öffentlich zugänglich ist. Etwa 155000 Besucher werden hier pro Jahr gezählt. Die Mega-Pipeline mit 1,22 Metern Durchmesser schlängelt sich auf ihrem 1287 Kilometer langen Kurs durch Tundra und Taiga im hohen Norden der USA. (Foto: dpa)
Der Aussichtspunkt "Meile 8" nördlich von Fairbanks (Archivfoto vom Juni 2002) ist einer der wenigen Punkte, an denen die streng bewachte Trans-Alaska-Pipeline öffentlich zugänglich ist. Etwa 155000 Besucher werden hier pro Jahr gezählt. Die Mega-Pipeline mit 1,22 Metern Durchmesser schlängelt sich auf ihrem 1287 Kilometer langen Kurs durch Tundra und Taiga im hohen Norden der USA. (Foto: dpa) dpa

Washington/dpa. - US-Präsident George W. Bush, Spross einer Öl-Dynastie und von derIndustrie im Wahlkampf kräftig unterstützt, steht wie die Regierungvon Alaska voll hinter den Öl-Förderplänen. «Wir sollten dieumweltfreundliche Ölförderung in dem Naturschutzgebiet zulassen»,sagte Bush im Februar in Detroit. «Im Interesse unserer Wirtschaft und der nationalen Sicherheit muss der Kongress ein Energiegesetzverabschieden, damit wir weniger abhängig von ausländischem Öl sind.»

Doch wollen die Demokraten im Senat das Gebiet nicht antasten.Alle Gesetzesvorlagen scheiterten bislang. Die Republikaner erwägenjetzt einen geschickten Winkelzug: Die Genehmigung zum Ölbohren sollim Haushaltsgesetz versteckt werden, das mit der knappenrepublikanischen Mehrheit einfacher durchgebracht werden kann.

Das Naturschutzgebiet umfasst 77 000 Quadratkilometer. Zur Ölsuchefreigegeben sind gut 6000 Quadratkilometer. Befürworter sagen, dassmit neuesten Fördermethoden unterirdisch horizontal gebohrt werdenkann und deshalb nur auf acht Quadratkilometern Installationen gebautwerden müssen. Straßen sollen nur im Winter auf Eis gebaut werden undim Sommer wegschmelzen. Zugvögel und Wildherden blieben praktischungestört.

Doch das Indianervolk der Gwi'chen, das in 15 Dörfern am Rand desNaturschutzgebietes lebt, sieht seine Existenz bedroht. «UnserÜberleben hängt davon ab, dass dieses Gebiet wild und intakt bleibt»,heißt es in einem Spendenaufruf des Gwi'chen-Komitees. Das Volk lebtseit 10 000 Jahren dort, die für die Ölbohrung vorgesehene Region istihm heiliges Land. Im Frühjahr kalbt dort die Karibu-Herde, die zweiMal im Jahr an den Dörfern vorbeizieht. Die Gwi'chen jagen die Tiereund sind auf deren Fleisch und Fell angewiesen. Die Vibration derÖlbohrungen schlage die Herde in die Flucht, fürchten sie.

Wie viel Öl unter dem Gebiet liegt, weiß keiner. Die Regierungschätzt zehn Milliarden Barrel (je 152 Liter). Selbst wenn dasstimmte, sagen Gegner der Ölförderung, wäre das nur ein Tropfen aufden heißen Stein. Nach offiziellen Schätzungen könnten dort in zehnJahren eine Million Barrel täglich gefördert werden. Das wären nurvier Prozent des US-Bedarfs.

«Klar müssen wir unsere Abhängigkeit von ausländischem Ölreduzieren», sagt die demokratische Senatorin Maria Cantwell. «Lohntes sich aber, einen nationalen Schatz für immer zu opfern, einen derletzten wilden Orte im Land? Wir sollten eine smartere Strategieentwickeln.»

Die Bohrlizenzen brächten nach Schätzungen rund 2,7 MilliardenDollar im Jahr in die leeren Staatskassen. Doch scheint dieÖlindustrie das Interesse verloren zu haben. Chevron Texaco, BP undConocoPhillips haben sich aus der Lobbygruppe Arctic Powerzurückgezogen, die mit Unterstützung der Regierung von Alaska für dieÖffnung des Naturschutzgebietes kämpft. «Die Ölfirmen würden dieLizenzen noch nicht mal nehmen, wenn sie sie geschenkt bekämen»,sagte ein Regierungsbeamter der «New York Times». Sie seien nichtüberzeugt, dass sich in der Wildnis profitabel produzieren lasse.