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Umfrage "Sachsen-Anhalt-Monitor" Umfrage "Sachsen-Anhalt-Monitor": Es hakt an einigen Stellen

Von Kai Gauselmann und Hendrik Kranert-Rydzy 05.11.2014, 10:09
Auch wenn die Sachsen-Anhalter grundsätzlich zufrieden sind, gibt es ihrer Meinung nach Stellen, an denen es hakt: Die Kinderbetreuung ist ein Bereich.
Auch wenn die Sachsen-Anhalter grundsätzlich zufrieden sind, gibt es ihrer Meinung nach Stellen, an denen es hakt: Die Kinderbetreuung ist ein Bereich. dpa Lizenz

Magdeburg - Manche verquaste Ost-West-Debatte tut ja so, als wollten die jammernden Ostdeutschen unbedingt die DDR zurück. Für Sachsen-Anhalt ist jetzt festgestellt: Die Mehrheit ist 25 Jahre nach dem Mauerfall ziemlich zufrieden mit dem geeinten Deutschland. Der Sachsen-Anhalt-Monitor hat 1 050 Bürger befragt, wie sich ihrer Meinung nach 16 Lebensbereiche seit 1990 entwickelt haben - von der Wirtschaft bis zur Gleichberechtigung. In elf Bereichen hat sich das Leben nach Meinung der Befragten verbessert, nur in fünf Feldern nicht: Umgang miteinander, soziale Gerechtigkeit, soziale Absicherung, Schutz vor Verbrechen und Kinderbetreuung.

Positive Einheitsbilanz

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) betonten die positive Einheitsbilanz: Das Ergebnis zeige, dass dem geeinten Deutschland eindeutig eine stärkere Wirtschaftsleistung, ein höherer Lebensstandard, persönliche Freiheit und Aufstiegschancen zugerechnet werden. „Das zeigt, dass dieses System bei allen Schwächen eine Entwicklungsperspektive hat. Die Demokratie ist gestärkt aus den letzten Jahren hervor gegangen“, so Haseloff. Zwei Drittel der Sachsen-Anhalter seien inzwischen mit ihrer wirtschaftlichen Lage zufrieden, so Haseloff. Allerdings gibt es starke regionale Unterschiede.

Die Macher des mittlerweile fünften Sachsen-Anhalt-Monitors sehen darin einen Trend. „Seit 2007 wird der Politik und ihren Institutionen mehr grundsätzliches Vertrauen geschenkt“, sagte der hallesche Politologe Everhard Holtmann. Das von ihm geleitete Zentrum für Sozialforschung Halle (ZSH) hatte die Befragung erarbeitet. Bei den Analysen wurde auch deutlich, dass Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus weiter leicht abnehmen. Gewandelt hat sich das Bild bei den Gruppen der Gesellschaft, die rechtsextreme Einstellungen vertreten: Waren diese bislang vor allem bei den Nichtwählern verbreitet, sind es nach Angaben des Monitors jetzt die Anhänger der Alternative für Deutschland (AfD), die sich „am deutlichsten rechtsextrem äußern“. Kultusminister Dorgerloh erklärte, die AfD werde „zum Sammelbecken rechtsextremer und demokratiekritischer Positionen“.

Zweigeteiltes Bild

Landespolitisch spielt die AfD bislang keine Rolle. Derzeit fällt sie vor allem durch Streitigkeiten und rechtsextreme Äußerungen von Vorstandsmitgliedern auf. Bei der Willkommenskultur, die erstmals in einem Sachsen-Anhalt-Monitor eine Rolle spielte, zeigt sich derweil ein zweigeteiltes Bild: Zwar sind mehr als 70 Prozent aller Befragten der Meinung, dass die Zuwanderung schutzsuchender Flüchtlinge möglich sein müsse. 60 Prozent der Befragten sprechen sich aber auch für eine Verschärfung der Zuwanderungsgesetze aus. Hier fallen wieder die Anhänger der AfD besonders auf: Laut Studie votieren über 90 Prozent für eine entsprechende Begrenzung von Zuwanderung. (mz)