Ukraine Ukraine: Auf Kiews Straßen wird «Revolution in Orange» gefeiert

Kiew/dpa. - Noch lauter als «Juschtschenko» rief die Menge indes «Julia» undfeierte die im September entlassene Ministerpräsidentin JuliaTimoschenko. Die charismatische Anführerin des Machtwechsels vomvergangenen Winter wurde auf Händen zur Bühne getragen. Sie warntedavor, dass die Vertreter der abgewählten Staatsmacht bei derParlamentswahl im kommenden März wieder erstarken könnten. «Wirdürfen keine Revanche zulassen», sagte sie.
Am 22. November 2004, einen Tag nach der zweiten Runde derPräsidentenwahl, hatten in Kiew Massendemonstrationen gegenWahlfälschungen zu Gunsten des damaligen Regierungschefs ViktorJanukowitsch begonnen. Anfang Dezember ordnete das Oberste Gerichtder Ukraine einen dritten Wahlgang für den 26. Dezember 2004 an, denJuschtschenko gewann. Unter internationaler Vermittlung trat dasRegime von Präsident Leonid Kutschma friedlich ab.
Wie vor einem Jahr wogte auf dem Platz im Zentrum von Kiew einMeer von orange Fahnen. Auch die Zelte erschienen wieder, in denenjugendliche Demonstranten damals wochenlang ausgeharrt hatten.Mittlerweile sind viele Anhänger Juschtschenkos jedoch enttäuscht,weil der wirtschaftliche Aufschwung der Ukraine ins Stocken geratenist. In der Stadt Donezk in der Ostukraine gab es am DienstagKundgebungen gegen die Führung.
Zum Dank für ihre Unterstützung hatte Juschtschenko Timoschenkozunächst zur Ministerpräsidentin gemacht, sie im September aber nachheftigem Streit in der Führungsspitze entlassen. Der gemeinsameAuftritt am Dienstag, besiegelt mit einem Begrüßungskuss auf derBühne, galt als ein Zeichen der Wiederannäherung.
Unterdessen bestätigten neue gerichtsmedizinische Untersuchungeneine Vergiftung Juschtschenkos mit Dioxin, wie seine Sprecherin IrinaGeraschtschenko sagte. Offiziell solle der Befund noch von derStaatsanwaltschaft mitgeteilt werden, die wegen eines Anschlags vomSeptember 2004 auf den damaligen Oppositionsführer ermittelt.
Die «Revolution in Orange» und der Sieg des westorientiertenJuschtschenko gelten als Niederlage für den russischen PräsidentenWladimir Putin, der offen für Janukowitsch eingetreten war. In dieFeierstimmung in Kiew hinein sagte Russland ein für Mittwochgeplantes Treffen der Regierungschefs beider Länder ab.