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U-Boot-Unfall U-Boot-Unfall: Kaum noch Hoffnung auf Überlebende

11.02.2001, 18:52

Tokio/Washington/dpa. - Der Kommandant des beteiligten U-Bootes wurde seines Postens enthoben. US-Präsident George W. Bush und Außenminister Colin Powell hatten sich schon am Samstag für das Unglück entschuldigt. Vier 17-jährige Schüler und fünf Erwachsene wurden trotz intensiver Suche der US-Küstenwache am Sonntag noch immer vermisst. Mittlerweile reisten fünf Experten der US-Verkehrssicherheitsbehörde an den Unglücksort.

Der Kutter war nach dem Zusammenstoß am Freitagmittag (Ortszeit) 550 Meter tief auf den Meeresgrund gesunken. 26 der 35 Menschen an Bord konnten direkt danach gerettet werden. Japanische Medien zitierten den Kapitän des Fischereischulschiffes mit den Worten, viele der Vermissten seien zum Zeitpunkt der Kollision vermutlich im Schiffsinneren gewesen. Dem japanischen Sender NHK zufolge befand sich das 6080-Tonnen-U-Boot auf einer Demonstrationsfahrt mit 130 Mann Besatzung und 15 amerikanischen Unternehmern an Bord. Die Anwesenheit der Geschäftsleute habe jedoch bei dem Manöver des U- Bootes keine Rolle gespielt, sagte der Kommandeur der US- Pazifikflotte, Tom Fargo.

Seinen Angaben zufolge ereignete sich der Unfall während einer Übung zum Not-Auftauchen des 110 Meter langen, 1996 gebauten U- Bootes. Der japanische Ministerpräsident Yoshiro Mori forderte die USA auf, die Bergung des Kutters zu erwägen.

Als das U-Boot am Samstag (Ortszeit) nach Pearl Harbor zurückkehrte, wehte an Bord eine amerikanische Flagge auf Halbmast. Die Besatzungsmitglieder sollten anschließend zu dem Unglückshergang befragt werden. Bei dem U-Boot, das Schrammen aufwies, stand eine Untersuchung an. Das Unglück hatte sich nach Angaben des Flottenkommandeurs in einem Gebiet ereignet, das sowohl vom Militär wie auch von zivilen Schiffen befahren werden dürfe. Somit sei der Besatzung des 499-Tonnen-Fischkutters «Ehime Maru» nichts vorzuwerfen.

Der Kapitän des Kutters, Hisao Onishi, sagte vor Reportern, das U- Boot sei vor dem Zusammenstoß «plötzlich aufgetaucht». «Gewöhnlich segeln wir zum Training nahe der Kollisionsstelle, und ich habe in diesen Gewässern noch nie U-Boote gesehen», sagte der Kapitän. Nach Auffassung des deutschen U-Boot-Experten Hannes Ewerth sind zwei Ursachen für den Unfall denkbar. Entweder habe der Trawler seine Motoren ausgestellt gehabt und sei so für das U-Boot nicht zu hören gewesen oder aber das U-Boot sei ohne Stopp aus großer Wassertiefe an die Oberfläche gestoßen, sagte der Kapitän zur See a.D. der dpa.

Onishi warf der Besatzung des U-Bootes vor, wenig getan zu haben, um den Menschen auf dem Fischkutter zu helfen. Nicht ein einziger an Bord seines Schiffes sei von der U-Boot-Besatzung gerettet worden, erklärte der Kapitän wütend vor Journalisten.

Der Kommandeur der US-Pazifikflotte nahm Medienberichten zufolge die U-Boot-Besatzung in Schutz. Es sei für sie wegen der Wellen von bis zu zwei Meter Höhe unmöglich gewesen, die Luke zu öffnen, sagte Fargo. Angehörige der Opfer, ihre Lehrer sowie Beamte brachen unterdessen von Japan auf, um nach Hawaii zu fliegen. Der Vater eines noch vermissten 17-Jährigen sagte vor Reportern: «Wir werden mit der ganzen Familie gehen, da wir glauben, dass er noch am Leben ist».