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TV-Duell TV-Duell: Zwischen Nervosität und Zuversicht

14.09.2009, 10:06
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier (SPD) während des TV-Duells.. Foto
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier (SPD) während des TV-Duells.. Foto Ard

BERLIN/MZ. - "Wir wählendie Kanzlerin" oder "Wir wählen die Zuversicht".Mit der Zuversicht ist es seit dem Sonntagabendnicht mehr so weit her. Ein führender CDU-Politikerzeigt sich zwölf Stunden nach Ende des TV-Duellsbesorgt. SPD-Kanzlerkandidat Frank-WalterSteinmeier habe "sich erstaunlich gut geschlagen.Die Leute haben eine klarere Dominanz derKanzlerin erwartet. Doch das war ein Duellauf Augenhöhe. Das beeindruckt natürlich."Oh oh, das klingt nach Muffensausen.

Der Dreh- und Angelpunkt der Unions-Kampagneerweist sich zwei Wochen vor dem Urnengangals verwundbar. Angela Merkel hat eben dochnicht in Drachenblut gebadet. Außer dem vagenVersprechen, dass es mit der amtierenden Kanzlerinauch künftig halbwegs warm und gemütlich zugehtin Deutschland, und dem ebenso vagen Versprechen,dass es Steuersenkungen geben wird - jenseitsdessen ist da nicht viel.

Aber zweierlei könnte durchaus noch passieren:dass CDU und CSU unter dem Ergebnis von 2005bleiben, als sie 35,2 Prozent erreichten;schon die letzten Umfragen vor dem TV-Duellzeigten die Union im sanften Sinkflug bei35 bzw. 36 Prozent. Und dass es für eine Mehrheitmit der FDP kaum noch reicht. CDU-GeneralsekretärRonald Pofalla jedenfalls betont gestern auffällig,zu einer schwarz-gelben Koalition gebe eskeine Alternative.

Doch, uns, jubelt man im Willy-Brandt-Haus.Die Sozialdemokraten sind fest entschlossen,sich vom Duell ermutigen zu lassen. "Das warder Durchbruch", lässt SPD-Chef Franz Münteferingwissen. Gestern zitiert Generalsekretär HeilBlitzumfragen von ARD und ZDF, die Steinmeierals Sieger auswiesen. Gerade die Zielgruppeder noch unentschiedenen Wähler habe mit deutlicherMehrheit den Vizekanzler vorne gesehen. Biszum Sonntag konnte die SPD mit ihrer Behauptung,Merkel argumentiere schwammig, verschweigeihre eigentlichen Ziele und ducke sich weg,nie recht durchdringen. Seit dem Sonntag "wissenes alle, die das Duell verfolgt haben", heißtes im Willy-Brandt-Haus.

Die Opposition sieht alles etwas anders. "EinFernsehduell ohne Opposition ist wie ein Fußballspielohne zweite Mannschaft", sagt FDP-Chef GuidoWesterwelle, der ebenso hartnäckig wie vergeblichgefordert hatte, am Sonntag dabei sein zudürfen. Seine Diagnose: "Es hat aus allenPoren nach Großer Koalition gerochen."

Grünen-Chefin Claudia Roth gibt zu Protokoll,sie habe eine "dröge Regierungsveranstaltung"mit "viel Luft, wie bei einer Luft-Gitarre"erlebt. Und die Linkspartei erblickt im DuellWahlwerbung - für die Linkspartei.