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Türkei Türkei: Schröder und Erdogan beim islamischen Fastenbrechen

12.10.2005, 17:48
Der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan (l.) empfängt Bundeskanzler Gerhard Schröder zum Fastenbrechen, dem abendlichen Abschluss eines Fastentages während des Ramadans, in Istanbul. (Foto: dpa)
Der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan (l.) empfängt Bundeskanzler Gerhard Schröder zum Fastenbrechen, dem abendlichen Abschluss eines Fastentages während des Ramadans, in Istanbul. (Foto: dpa) EPA

Istanbul/dpa. - Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, der den Kanzler als ersten Regierungschef eines christlich geprägten Landes zum traditionellen islamischen Fastenbrechen eingeladen hatte, dankte Schröder für seine langjährige Unterstützung. Der Kanzler habe der Türkei selbst «in den kritischsten Zeiten» zur Seite gestanden. «Das werden wir nicht vergessen», sagte Erdogan. Schröder habe damit «politische Führerschaft und strategische Weitsicht» bewiesen. Wunsch der Türkei sei «eine Allianz der Zivilisationen unter dem Dach der EU».

Mit seiner Rede in Istanbul setzte sich der Kanzler überAufforderungen aus der Union hinweg, sich bis zum Ausscheiden aus demAmt in der Außen- und Europapolitik mit dem künftigenKoalitionspartner eng abzustimmen. Die Union plädiert für eine«privilegierte Partnerschaft» der EU mit Ankara.

Schröder bezeichnete die Aufnahme der Beitrittsverhandlungen am 3.Oktober als «historischen Moment» und «großen Erfolg» für alleBeteiligten. Bis zu einer endgültigen Einigung sei es zwar noch ein«weiter und mühsamer Weg». Er sei aber überzeugt: «Wenn wir diesesKapitel schließen, wird es nicht mehr heißen, die Türkei und dieEuropäische Union, sondern die Türkei in der Europäischen Union.»

Schröder appellierte an die Türkei, den eingeschlagenen Weg derReformen konsequent fortzusetzen. Dadurch könnten auch die Vorbehaltebei vielen Bürgern in den EU-Mitgliedsländern gegen einen Türkei-Beitritt ausgeräumt werden. Solche Zweifel müsse man ernst nehmen undvor allem dafür sorgen, dass die Identität Europas insgesamt gestärktwerde.

Nach seiner Überzeugung hat die Aufnahme der Verhandlungen mitAnkara eine weit über Europa hinaus reichende Bedeutung. «EineMitgliedschaft der Türkei in der EU wird Auswirkungen haben auf dieweitere Entwicklung in der arabisch-islamischen Welt», sagte er. EineTürkei, die eine Verbindung herstelle aus den Werten der westlichenDemokratien und eines aufgeklärten Islam, könne zu einem wichtigenScharnier zwischen Orient und Okzident werden.