Komplizen gefasst Tunesier plante Rizin-Anschlag in Köln: Behörden fassen Komplizen in Tunesien

Karlsruhe/Köln - Nach dem Fund von hochgiftigem Rizin zum Bombenbau in einer Kölner Wohnung erhärtet sich der Terrorverdacht gegen den in Untersuchungshaft sitzenden Islamisten Sief Allah H. Die Ermittler sind inzwischen überzeugt, dass der Tunesier tatsächlich vorhatte, einen Anschlag in Deutschland zu begehen. „Er wollte an einem geschlossenen und belebten Ort einen Sprengsatz mit einer mit Rizin präparierten Splitterladung zünden“, teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe am Freitag mit. Ob er schon ein konkretes Ziel ins Auge gefasst hatte, sei nicht bekannt.
Klar sei nur: Es sollte ein Sprengsatz mit einer mit Rizin präparierten Splitterladung sein. Diesen Entschluss habe der 29-Jährige spätestens im Frühjahr 2018 gefasst. Kämpfer des so genannten Islamischen Staates hätten ihm wenige Monate zuvor über soziale Medien vorgeschlagen, einen Anschlag gegen „Ungläubige“ zu begehen.
Haftbefehl erweitert
Der Haftbefehl wurde den Angaben zufolge deshalb um den dringenden Tatverdacht der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat erweitert. Bisher ging es um einen Anfangsverdacht.
H., der bei seiner Verhaftung Mitte Juni 29 Jahre alt war, soll sich selbst um Aufnahme in die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) bemüht haben. Dort habe er an der Propagandaarbeit mitwirken wollen. Dazu habe er einen Treueeid auf den Anführer des IS geschworen.
Die Ermittler haben mittlerweile auch Erkenntnisse, dass IS-Kämpfer Sief Allah H. den Vorschlag gemacht haben, einen Anschlag gegen „Ungläubige“ in Deutschland zu begehen. Zu ihnen soll er im September und Oktober 2017 Kontakt über soziale Medien aufgenommen haben.
Mindestens zwei Helfer im Ausland
In Tunesien sind zwei mutmaßliche Komplizen des Tunesiers festgenommen worden. Die Bundesanwaltschaft geht bei der Vorbereitung von mindestens zwei Helfern im Ausland aus. H. habe sich im Mai per Messenger-Dienst bei einer unbekannten Person über die Herstellung von Rizin informiert und das Gift dann wie vorgeschlagen an einem Zwerghamster getestet.
Ein anderer Unbekannter soll ihm Ende Mai das nötige Wissen für die Herstellung der Sprengladung verschafft haben. Anfang Juni habe Sief Allah H. übers Internet 250 Metallkugeln bestellt, die er als Splittermaterial verwenden wollte, wurde weiter mitgeteilt.
Keine Hinweise auf weitere Komplizen in Deutschland
Auf weitere Komplizen in Deutschland weist den Angaben zufolge derzeit aber nichts hin. Ende Juli hatte der Generalbundesanwalt Sief Allah H.'s deutsche Ehefrau Yasmin verhaften lassen. Sie soll ihm unter anderem bei der Bestellung der Materialien geholfen haben.
H. hatte sich bereits weit mehr als 3000 Rizinussamen besorgt. Daraus produzierte er 84,3 Milligramm Rizin. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm auch die vorsätzliche Herstellung biologischer Waffen vor. (dpa, ts, afp)