Tschetschenien Tschetschenien: Staatspräsident Achmat Kadyrow bei Anschlag getötet
Moskau/dpa. - Neben Kadyrow und zwei seiner Leibwächter seien der Vorsitzendedes tschetschenischen Staatsrates, Hussein Issajew, ein Journalistund ein achtjähriges Mädchen getötet worden. Das teilte derPräsidialbevollmächtigte für Südrussland, Wladimir Jakowlew, nachseiner Ankunft in Grosny mit. Der Kommandeur der russischen Truppenin Tschetschenien, General Waleri Baranow, musste notoperiert werden.Die Bombe habe ihm einen Fuß abgerissen. Erste Berichte über bis zu30 Tote wurden nicht bestätigt.
Ein tschetschenischer Minister machte die Rebellenführer AslanMaschadow und Schamil Bassajew für den Anschlag verantwortlich. «Nursie bringen es fertig, eine Bombe an einem solchen Feiertag zuzünden», sagte der Nationalitätenminister Taus Dschabrailow. DieRebellen hatten in den vergangenen Jahren mehrfach Attentate aufihren früheren Kampfgenossen Kadyrow verübt, der sich im zweitenKrieg um Tschetschenien auf die Seite Moskaus gestellt hatte.
Vor Kriegsveteranen sagte Putin, wie im Zweiten Weltkrieg werdeauch jetzt die Gerechtigkeit triumphieren. «Unausweichlich wird dieVergeltung die Terroristen treffen, gegen die wir heute kämpfen»,sagte er. «Kadyrow starb an unserem nationalen Feiertag am 9. Mai,aber er starb unbesiegt», sagte Putin dessen Sohn Ramsan Kadyrow beieinem Treffen im Kreml.
Übergangsweise setzte Putin den tschetschenischen RegierungschefSergej Abramow als Oberhaupt der Teilrepublik ein. Dieser solle biszum 9. September Neuwahlen in Tschetschenien organisieren, sagtePutin. Andere russische Politiker forderten den Kreml-Chef auf,Tschetschenien direkt seiner Herrschaft zu unterstellen.
Die Bombe explodierte um 10.35 Uhr Ortszeit (8.35 Uhr MESZ) unterder Ehrentribüne des Fußballstadions in Grosny. Putin nahm zu dieserZeit in Moskau eine Militärparade auf dem Roten Platz ab.Sicherheitskräfte durchkämmten Grosny nach den möglichen Attentäternund nahmen fünf Verdächtige fest.
Für den Kreml war der frühere islamische Geistliche Kadyrow diezentrale Figur für eine Befriedung der seit zehn Jahren umkämpftenKaukasusrepublik. Im Jahr 2000 setzte Moskau Kadyrow alsVerwaltungschef Tschetscheniens ein und ließ ihn im Oktober 2003unter massivem Druck auf die Bevölkerung zum Präsidenten wählen. Beivielen Tschetschenen war Kadyrow jedoch verhasst, weil er und seinFamilienclan sich angeblich bereicherten.
Die Europäische Union (EU) verurteilte das Attentat. «Ichverurteile den Terroranschlag in Grosny, bei dem Präsident Kadyrowgetötet wurde», erklärte der Beauftragte für die gemeinsame Außen-und Sicherheitspolitik der Union, Javier Solana, in Brüssel. Bereitsvor zwei Jahren hatte ein Bombenanschlag den «Tag des Sieges» inRussland überschattet. Am 9. Mai 2002 waren in der Stadt Kaspijsk inder nordkaukasischen Teilrepublik Dagestan mehr als 40 Menschengetötet worden.
