Tschechien Tschechien: Temelin nach Störung abgeschaltet
Prag/Berlin/dpa. - Das umstrittene Atomkraftwerk Temelin inTschechien ist am Sonntag wegen einer Störung im Steuersystemabgeschaltet worden. Gleichzeitig gab es erneute Kritik des deutschenUmweltministeriums an Temelin.
Das Problem sei während einer Testserie im Probebetrieb des erstenReaktorblocks aufgetreten, sagte Anlagensprecher Milan Nebesar. NachAngaben der Atomsicherheitsbehörde in Prag ist der nukleare Teil desKraftwerks nicht betroffen. Temelin werde nach Beseitigung derStörung erneut angefahren, sagte Nebesar.
Die seit zehn Monaten im Probebetrieb laufende Anlage war erst voreiner Woche nach mehr als dreimonatiger Reparatur einer Turbinewieder angefahren worden. Deutschland und Österreich verlangen wegenangeblicher Sicherheitsmängel die Stilllegung. Temelin spielevermutlich während des Tschechien-Besuchs von Bundeskanzler GerhardSchröder (SPD) am Dienstag eine Rolle, sagte der stellvertretendetschechische Ministerpräsident Pavel Rychetsky.
Er sei aber überzeugt, dass «der verantwortungsbewusste PolitikerSchröder diese Teil-Angelegenheit nicht zum Gegenstand einesöffentlichen Auftritts machen» werde, zitierte die Prager Zeitung«Pravo» (Samstag-Ausgabe) den Sozialdemokraten. Unterdessen warfTemelin-Direktor Frantisek Hezoucky Bundesumweltminister JürgenTrittin (Grüne) vor, bei seiner Kritik an dem AKW eine Studie derGesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) ignoriert zu haben. Diedeutschen Experten seien mit Temelin zufrieden gewesen, sagteHezoucky.
Dies wurde von einer Sprecherin Trittins dementiert. Sie sagte:«Die GRS hat im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt und desbayerischen Umweltministeriums seit Juni 1999 sieben Bereiche derAnlage untersucht, wobei deutsche und US-amerikanische Standards zuGrunde gelegt wurden. Das Ergebnis war eindeutig: Das AKW Temelin istnach deutschem Recht nicht genehmigungsfähig.»
Nach Ansicht Hezouckys wird das südböhmische AKW 50 bis 60 Jahrein Betrieb bleiben. Die Anlage produziere Strom drei Mal billiger alsin Deutschland, sagte er der Zeitung «Pravo». Er räumte ein, dass demBetreiber CEZ wegen der reparaturbedingten Verzögerung deskommerziellen Betriebs täglich umgerechnet 360 000 Mark entgehen.Wegen des Turbinenschadens kann Temelin vermutlich erst im Januar2002 den Probebetrieb abschließen. Ursprünglich sollte dies bereitsvor zwei Monaten der Fall sein.
