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Tschechien Tschechien: AKW Temelin meldet seinen 100. Störfall

01.03.2007, 18:30
Bei einem Störfall im südböhmischen Atomkraftwerk Temelin sind 2000 Liter leicht radioaktives Wasser ausgetreten. (Foto: dpa)
Bei einem Störfall im südböhmischen Atomkraftwerk Temelin sind 2000 Liter leicht radioaktives Wasser ausgetreten. (Foto: dpa) APA

Prag/Wien/dpa. - Bei dem 100. Störfall im umstrittenensüdböhmischen Atomkraftwerk Temelin sind 2000 Liter leicht radioaktives Wasser ausgetreten. Das bestätigte Temelin-SprecherMilan Nebesar am Donnerstag. Mitarbeiter seien zu keiner Zeitgefährdet gewesen, auch die Umwelt sei nicht bedroht, erklärte derSprecher. Techniker hätten das Leck in der Nacht zum Dienstagfestgestellt. Das AKW steht 230 Kilometer nordöstlich von München undrund 100 Kilometer nördlich von Linz (Österreich).

Das tschechische Amt für nukleare Sicherheit erklärte, dieFlüssigkeit sei durch ein von Hand bedientes Ventil ausgetreten. BeiWartungsarbeiten habe sich das Ventil nicht bewegen lassen. Deshalbsei der Mitarbeiter fälschlicherweise davon ausgegangen, es seigeschlossen. Die Flüssigkeit - etwa zehn Badewannen voll - habe sichüber eine 30 Quadratmeter große Fläche verteilt, sei jedoch in einemTank gesammelt worden. Anschließend sei der Raum ausgespült worden.Das Amt sprach von einem «unwesentlichen Vorfall», über den dietschechische Behörde am Dienstagmorgen informiert worden sei.

Der österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer wurde beiseinem Antrittbesuch am Dienstag in Prag nicht darüber unterrichtet,wie Sprecher der Regierungen beider Länder sagten. Gusenbauer habenach Bekanntwerden des Vorfalls am Donnerstag sofort mit seinemtschechischen Amtskollegen Mirek Topolanek telefoniert, sagte seinSprecher Stefan Pöttler in Wien der Nachrichtenagentur APA. Dabeihabe Gusenbauer mitgeteilt, dass dies «nicht die Form ist, wie mansich einen offenen, freundschaftlichen Umgang vorstellt».Der Bundeskanzler habe auf die Wichtigkeit der Informationspflichthingewiesen, die «diesmal nicht eingehalten» worden sei.

Der Prager Regierungssprecher Martin Schmarcz erklärte, derStörfall sei nicht relevant genug gewesen, um Gusenbauer sofort zuinformieren. Gusenbauer hatte bei seinem Treffen mit Topolanek dieSchaffung einer gemeinsamen parlamentarischen Kommission zu Temelinvereinbart. Österreichische Atomkraftgegner hatten am Mittwochkurzzeitig drei Grenzübergänge nach Tschechien blockiert. Damitprotestierten sie gegen die Haltung der Wiener Bundesregierung imFall des störanfälligen AKW Temelin. Die Kernkraftgegner werfen derKoalitionsregierung in Wien vor, nicht energisch genug für dieSchließung Temelins einzutreten.