Tschad Tschad: Rebellen greifen Hauptstadt Ndjamena an
Nairobi/Paris/Brüssel/dpa. - Wie derfranzösische Radiosender RFI meldete, lieferten sich dieAufständischen im Raum Ndjamena heftige Kämpfe mit Soldaten derregulären Armee. In der Stadt sei schweres Artilleriefeuer zu hörengewesen.
Das Verteidigungsministerium in Paris nannte die Kämpfe «nichtkoordinierte Einzelaktionen», das Pariser Außenministerium hattezuvor von einer «Besorgnis erregenden» Lage gesprochen. Die EU-Kommission in Brüssel bezeichnete die Situation als äußerstbeunruhigend. EU-Entwicklungshilfekommissar Louis Michel sagte, jederVersuch einer Machtübernahme durch Gewalt sei inakzeptabel.
Tschad-Präsident Idriss Déby hatte am Vormittag in RFI erklärt,seine Armee habe Ndjamena wieder unter Kontrolle. DieRebellenverbände seien vollständig aufgerieben worden. RFI zufolgegab es unter den Rebellen einen Toten und etwa 50 Verletzte, in derMehrzahl Zivilisten. Am Nachmittag herrschte nach Medienberichten ausNdjamena in der Hauptstadt angespannte Ruhe.
Rebellen der Einheitsfront für den demokratischen Wandel (FUC)versuchen seit langem, den Staatschef zu stürzen. Dieser will sichnach 16 Jahren an der Macht am 3. Mai zur Wiederwahl stellen.
Frankreich hatte erst am Mittwoch seine 1200 Soldaten im Tschad inAlarmbereitschaft versetzt und 150 Mann Verstärkung auf den Weggebracht. Sie versorgen auf Grund eines Abkommens die dortigeRegierung mit Daten aus Aufklärungsflügen über dem Kampfgebiet. EinVertreter der FUC in Frankreich sagte, französische Flugzeuge hättenStädte im Osten des Tschad bombardiert, die in den Händen derRebellen seien. Dabei habe es eine unbestimmt Zahl von zivilen Opferngegeben. Angegriffen worden seien die Städte Adré und Moudeïna naheder Grenze zum Sudan. Diese Darstellung wurde vom französischenVerteidigungsministerium formell dementiert.
Der französische Präsident Jacques Chirac hatte die Lage in denvergangenen Tagen mehrfach mit Déby erörtert und diesem nahe gelegt,den Weltsicherheitsrat anzurufen. Chirac steht wegen des Tschad-Konflikts nach Angaben aus seiner Umgebung auch in Kontakt mitanderen afrikanischen Staatschefs. Frankreich verurteile den Versuchvon Staatsstreichen, hieß es weiter.
