Trümmer des World Trade Center sind beseitigt Trümmer des World Trade Center sind beseitigt: Zwischen Kommerz und Massengrab

New York/MZ. - Doch seitdem am Dienstagabend der letzteStahlträger vom Ort der Katastrophe entferntwurde und damit die Stadt die Aufräumarbeitenoffiziell beendete, hat die Debatte um dieZukunft von "Ground Zero" wieder an Tempogewonnen. Mit dem Ende der Bergungsarbeitenbeginnt eine Phase der Erneuerung und Erinnerung:Doch fraglich ist, ob eine Gratwanderung gelingt,mit der zum einen den Opfern des Terroranschlagsgedacht werden soll - und die andererseitsManhattan einen Teil des verlorenen Gesichtszurückgibt, zu dem bis zum 11. September auchintensive Geschäftstätigkeit gehörten. DieVerantwortung dafür liegt im wesentlichenin den Händen von John Whitehead, einem 79-jährigenpensionierten Investment-Banker, den GouverneurGeorge Pataki aus dem Ruhestand zurück holte,um den Neuanfang zu koordinieren.
Whitehead sieht sich dabei einem Kreuzfeuerverschiedener Interessen ausgesetzt: Denenvon rund 10000 Familienangehörigen und Freundender Opfer, deren exakte Zahl die Stadt derzeitmit 2823 angibt, und den Wünschen der Hafenverwaltung,dem Eigentümer des Grundstücks. Es gibt bereitsVorschläge, an denen sich nun die Geisterreiben können. Eine chancenreiche Variante:Knapp die Hälfte der nun eingeebneten Flächekönnte die Heimat der Gedenkstätte werden,während man den östlichen Teil von "GroundZero" als eine Mischung aus Gewerbe- und Büroflächenneu schaffen möchte.
Whitehead schwebt bereits eine rotunden-ähnlicheKonstruktion vor, die die Namen aller Opfertragen soll. Ebenso hält es Whitehead fürüberlegenswert, die Gedenkstätte mit ständigemkulturellen Leben zu versehen, was durch dieAnsiedlung der städtischen Oper an diese Stellegeschehen könnte. Am weitesten sind jedoch- kein Wunder in einer Wirtschafts-Metropolewie New York - die Überlegungen für eine kommerzielleNutzung der Katastrophen-Fläche gediehen:Larry Silverstein, der das World Trade Centergerade einmal sechs Wochen vor dem Anschlagder El Kaida-Terroristen gemietet hatte undheute mit einem Neubau-Recht ausgestattetist, möchte insgesamt sechs Bürogebäude errichten,die allerdings nicht höher als 50 bis 60 Stockwerkewerden sollen.
Damit würde Silverstein den gesamten Verlustan verwertbarer Gewerbefläche auf einen Schlagwettmachen. Hinzu kommen soll ein überdachtesEinkaufszentrum, wie es sich in den meistenamerikanischen Vorstädten findet - eine Vision,die bei vielen Familien der Opfer auf Widerstandstößt.
Doch durch die Attacken des 11. Septemberhat Manhattan nicht nur Sachschäden in Höhevon 90 Milliarden Euro erlitten, sondern auch130000 Arbeitsplätze verloren. Dass dieseZahl bei den Zukunfts-Planungen nicht ignoriertwerden kann, weiß auch Monica Iken: "Es wirdder modernste Friedhof aller Zeiten werden."