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Trauerfeier Trauerfeier: Schlichter Abschied von Lambsdorff

Von Christine Cornelius und Imke Hendrich 13.12.2009, 12:49
Der Sarg des FDP-Ehrenvorsitzenden Otto Graf Lambsdorff wird am Samstag nach der Trauerfeier aus dem Dom in Brandenburg/Havel getragen. (FOTO: DPA)
Der Sarg des FDP-Ehrenvorsitzenden Otto Graf Lambsdorff wird am Samstag nach der Trauerfeier aus dem Dom in Brandenburg/Havel getragen. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Brandenburg/Havel/dpa. - SeineTrauerfeier war schlicht und entsprach damit dem letzten Willen desFDP-Ehrenvorsitzenden. Unter der Trauernden waren BundespräsidentHorst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Ex-Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Gekommen waren auchAußenminister Guido Westerwelle sowie die Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher und Klaus Kinkel (alle FDP), um von dem am 5.Dezember im Alter von 82 Jahren Gestorbenen Abschied zu nehmen.

«Der Pfarrer möchte Gott für mein Leben danken - keineweiteren Reden» - diese Anweisung habe Lambsdorff hinterlassen, sagteWolfgang Huber, früherer Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz in dem Trauergottesdienst voretwa 500 Gästen. Lambsdorffs Wunsch wurde entsprochen: Es gab keinepolitischen Reden, keine Ansprachen. Selbst Westerwelle lief ohneKommentar und mit betroffenem Blick an dem Spalier von Journalistenvor dem Dom vorbei.

Auch Lambsdorffs Bitte, auf Blumen zu verzichten, kam die Mehrheitder Trauernden nach. Nur sieben Kränze und Gestecke aus mehrheitlichweißen und roten Rosen schmückten die Stufen des Kirchenportals. DieWitwe, Alexandra Gräfin Lambsdorff, betrat mit drei weißen Rosen inder Hand die Kirche. Im Dom herrschte eisige Kälte, eine blaue Deckelag auf jedem Stuhl. Huber, von mehreren Kerzen in warmes Lichtgetaucht, würdigte den Verstorbenen als Menschen, «der zum Einsatzbereit war bis zum letzten Atemzug». Die Erfahrungen des ZweitenWeltkrieges hätten Lambsdorff tief geprägt. «Um ihn trauert unsereNation. Um ihn trauert eine internationale Gemeinschaft. Um ihntrauert auch unsere Kirche», sagte Huber.

Merkel hatte den Verstorbenen nach der Todesnachricht alsmenschlich wie politisch gleichermaßen herausragenden Liberalengewürdigt. Nach den Worten von FDP-Chef Westerwelle verlor die Parteieinen ihrer wichtigsten Wegweiser der vergangenen Jahrzehnte.Lambsdorffs Stimme hatte in der deutschen Politik bis zuletztGewicht. Der «Marktgraf», so sein langjähriger Spitzname, galt alsunbedingter Verfechter der freien Marktwirtschaft und als scharferAnalytiker mit markiger Rhetorik.

Lambsdorff hatte sich den Brandenburger Dom für die Trauerfeiergewünscht, da er in unmittelbarer Nähe einst einige Jahre im Internatder Ritterakademie gelebt hatte. Außerdem war er in der Stadt zurSchule gegangen. 1995 war Lambsdorff Mitinitiator eines Fördervereinszur Rettung des sanierungsbedürftigen Bauwerks.

Im gotischen Innenraum der Kirche wurde auf jegliche Dekorationverzichtet. Einzig Lambsdorffs Sarg aus Tannenholz war mit rotenRosen bedeckt. Der Gang zwischen den Bankreihen ließ den Bestatternnur wenig Raum. Auf einem Wagen, eingeschlagen in dunkelgrünem Samt,schoben sie ihn durch das Kirchenschiff. Ein Trauerzug, angeführt vonHuber, folgte ihnen langsam und bedächtig. Der Domvorplatzverwandelte sich in ein Meer aus schwarzen Schirmen, als LambsdorffsSarg die letzten Meter bei strömenden Regen zum Leichenwagen getragenwurde. Wassertropfen legten sich auf die Rosenblätter. Lediglich dasGeläut der Domglocken durchbrach die Stille.

Beigesetzt werden soll Lambsdorff Anfang 2010 in einem Urnengrabauf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf. Auf der alten Prominenten-Ruhestätte vor den Toren Berlins befindet sich seit 83 Jahren eineGrabstätte der Familie.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (M) kondoliert Alexandra Gräfin Lambsdorff, Witwe des verstorbenen FDP-Ehrenvorsitzenden Otto Graf Lambsdorff, am Samstag nach der Trauerfeier vor dem Dom in Brandenburg/Havel, rechts Bundesaußenminister Guido Westerwelle. (FOTO: DPA)
Bundeskanzlerin Angela Merkel (M) kondoliert Alexandra Gräfin Lambsdorff, Witwe des verstorbenen FDP-Ehrenvorsitzenden Otto Graf Lambsdorff, am Samstag nach der Trauerfeier vor dem Dom in Brandenburg/Havel, rechts Bundesaußenminister Guido Westerwelle. (FOTO: DPA)
dpa-Zentralbild