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Trauerfeier Trauerfeier: Bundespräsident Rau würdigt Augstein

25.11.2002, 12:19
Bundespräsident Johannes Rau, Autor Joachim C. Fest, Bundeskanzler Gerhard Schröder, die Hamburger Bürgerschaftspräsidentin Dorothee Stapelfeld und Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (v.l) am Montag (25.11.2002) bei dem Staatsakt für den verstorbenen Herausgeber des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", Rudolf Augstein, in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis. Unter den rund 2500 Trauergästen sind neben den Familienangehörigen und "Spiegel"-Mitarbeitern hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Medien und Kultur. Augstein war am 7. November, zwei Tage nach seinem 79. Geburtstag, gestorben und am vergangenen Dienstag in Keitum auf Sylt beerdigt worden. (Foto: dpa)
Bundespräsident Johannes Rau, Autor Joachim C. Fest, Bundeskanzler Gerhard Schröder, die Hamburger Bürgerschaftspräsidentin Dorothee Stapelfeld und Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (v.l) am Montag (25.11.2002) bei dem Staatsakt für den verstorbenen Herausgeber des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", Rudolf Augstein, in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis. Unter den rund 2500 Trauergästen sind neben den Familienangehörigen und "Spiegel"-Mitarbeitern hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Medien und Kultur. Augstein war am 7. November, zwei Tage nach seinem 79. Geburtstag, gestorben und am vergangenen Dienstag in Keitum auf Sylt beerdigt worden. (Foto: dpa) dpa/Pool

Hamburg/dpa. - Die Spitzen von Politik und Medien sowie zahlreiche Weggefährten haben am Montag Abschied von «Spiegel»- Herausgeber Rudolf Augstein genommen. Bei einer Trauerfeier in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis gedachten rund 2500 Menschen des bedeutenden Verlegers und Journalisten. Augstein war am 7. November im Alter von 79 Jahren gestorben und am Dienstag vergangener Woche in Keitum auf der Nordseeinsel Sylt beerdigt worden.

Bundespräsident Johannes Rau würdigte den Publizisten als «brillanten, unabhängigen und unbestechlichen Analytiker». «Wir verabschieden uns von dem letzten Gründungsvater des freien Journalismus in der Bundesrepublik». Augstein habe in einer Reihe mit den bereits zuvor gestorbenen Verlegern Axel Springer, Gerd Bucerius und Henri Nannen gestanden. «Seine Respektlosigkeit gegenüber jeglicher Autorität» sei seinem Respekt gegenüber der Demokratie entsprungen.

Der Publizist und Historiker Joachim C. Fest erinnerte an die Grundlagen für Augsteins Denken und Handeln. Dieses sei in der «kadavrigen Nazi-Zeit» und seinem unkritischen bürgerlichen Elternhaus begründet gewesen. «Augsteins Argwohn war der Argwohn einer Generation», sagte Fest. Dies habe den «Ton des Spiegels» geprägt, der bisweilen «alles zum Thema hochschrieb».

Ohne im Programm eingeplant, ergriff Augsteins Tochter Franziska das Wort, um an den Menschen Rudolf Augstein zu erinnern. Ihr Vater sei uneitel gewesen. «Mit dem Nachruhm und der Ewigkeit hat er nie geflirtet». Sein Interesse habe immer den Menschen und der Sache gegolten. Vielleicht habe er so manchen Ressortleiter oder Chefredakteur bisweilen nicht gegrüßt, dafür aber jeden Fahrer.

Auch Bürgermeister Ole von Beust (CDU) würdigte den Ehrenbürger Hamburgs. «Die Hansestadt rühmt sich gerne ihrer Weltoffenheit und Toleranz», sagte Beust. Augstein habe zu jenen Persönlichkeiten gezählt, die diese Werte gelebt hätten. Hamburg hatte am Montag Halbmast geflaggt.

Hauptpastor Helge Adolphsen rechtfertigte die Trauerfeier in der Hauptkirche für Augstein, der der Kirche kritisch gegenüberstand. «Er glaubte die christlichen Grundwahrheiten unserer beiden Kirchen nicht in der vorgeschriebenen Form». Augstein habe aber - wie auch von Gott gewollt - dazu beigetragen, das Zusammenleben der Menschen zu gestalten.

Zu den Trauergästen in der Kirche zählten Bundeskanzler Gerhard Schröder, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse sowie Altkanzler Helmut Schmidt und der Autor Siegfried Lenz - beide ebenfalls Ehrenbürger der Hansestadt - sowie Herausgeber und Chefredakteure zahlreicher Medien.

Die Trauerfeier wurde auf eine Videoleinwand in ein Zelt vor der Kirche übertragen, wo sich knapp 200 Menschen versammelt hatten. Der Staatsakt wurde mit Orgel- und Chormusik untermalt, darunter waren mehrere Sätze aus dem Requiem von Johannes Brahms. Zu Beginn erklang das Orgelvorspiel Fantasie g-moll von Johann Sebastian Bach.