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Tod von Marinesoldaten in Ostsee Tod von Marinesoldaten in Ostsee: Ursache war laxer Umgang mit Schwimmwesten

19.04.2002, 14:01

Oldenburg/dpa. - Anhaltspunkte für strafbares Verhalten hätten sich bei denErmittlungen zur Todesursache nicht ergeben, teilte dieStaatsanwaltschaft Oldenburg mit. Tadellos hätten sich die britischenBesatzungen verhalten, die an der Rettung beteiligt waren, erklärteder für Seeunfall-Untersuchungen bei der Deutschen Marine zuständigeKapitän zur See Ingo Splettstößer. Der Rettungs-Einsatz der Besatzungder britischen Fregatte HMS «Cumberland» «verdient Lob undAnerkennung».

Den Ermittlungen zufolge war am Unfalltag um 15.51 Uhr einMotorboot der «Cumberland» mit zwei britischen und drei deutschenSoldaten der Fregatte «Mecklenburg-Vorpommern» gekentert. Alle fünfInsassen gingen über Bord. Sie wurden von einem Rettungsschwimmer undvon einer Hubschrauberbesatzung aus dem drei Grad kalten Wassergeborgen. Als ersten zogen die Retter nach 16 Minuten einen bereitsertrunkenen 22 Jahre alten Obermaat aus der Ostsee. Die nichtfestgezurrte Schwimmweste hatte seinen Kopf unter Wasser gedrückt.Als letzten bargen sie nach 26 Minuten einen 21 Jahre altenHauptgefreiten. Ein Spritzwasserschutz hätte ihn möglicherweiseretten können, er hatte ihn jedoch nicht über den Kopf gezogen.

Ursache für das Kentern des Beiboots ist nach der Untersuchungeine Verkettung unglücklicher Faktoren. Während das Boot abfahrbereitan der «Cumberland» lag, hob sich im Wellengang das Heck derFregatte. Beim Wiedereintauchen riss das Schiff das Boot mit nachunten, so dass Wasser eindrang und das Boot kenterte. Einer derbritischen Soldaten konnte sich selbst retten.

Die Untersuchungen der Marine zu dem Unfall und zu möglichenVerbesserungen der Ausrüstung sind nach den Angaben Splettstößersnoch nicht abgeschlossen. Fest stehe jedoch, dass die bei der Marineverwendete Rettungs-Schwimmweste «eine der perfektesten ist, die aufdem Markt sind» und dass «keiner der drei Deutschen die Rettungswesterichtig angelegt hatte».

Vorwürfe gegen Dritte oder Vorgesetzte ließen sich daraus nichtableiten. «Für das Anlegen von Schwimmwesten ist jeder selbstverantwortlich.» Mehr als über den richtigen Umgang mit denRettungsmitteln belehren, könnten die Vorgesetzten nicht. Noch amUnfalltag sei einer der verunglückten Soldaten ermahnt worden, weiler seine Schwimmweste «zu lässig» getragen hatte.