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Tierschutz Tierschutz: Frist für Affe, Elefant Flusspferd und Co.

Von Markus Decker 24.11.2011, 08:56
Ein Dompteur zeigt im Zirkus Universal Renz in Münster eine Vorführung mit Elefanten. (FOTO: ARCHIV/DPA)
Ein Dompteur zeigt im Zirkus Universal Renz in Münster eine Vorführung mit Elefanten. (FOTO: ARCHIV/DPA) dpa

Berlin/MZ. - Die Garderobenfrau im Bundesrat ließ am Freitag keinen Zweifel an ihrer Haltung. "Tiere gehören dahin, wo sie herkommen", befand die Dame entschieden. Allerdings wollte sie ihren Namen nicht nennen - wohl in der Furcht, den Politikern einen Stockwerk höher in die Quere zu kommen. Auch die Tierschützer vor der Tür des mächtigen Gebäudes in Berlins Leipziger Straße denken so. "Zirkus - kein Spaß für Tiere", heißt es auf einem Flyer von "Peta Deutschland e. V.". Auf dem Flugblatt von "Vier Pfoten" steht: "Stopp it! Keine Wildtiere im Zirkus." Die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer hatten am Freitag mehrheitlich ein Einsehen. Sie forderten die Bundesregierung auf, für ein Haltungsverbot von Wildtieren im Zirkus zu sorgen. Das Verbot soll für Affen, Elefanten, Großbären, Giraffen, Nashörner und Flusspferde gelten. Löwen und Tiger freilich sollen aus nicht näher bekannten Gründen von dem Verbot ausgenommen sein. Für bereits vorhandene Tiere sei unter Berücksichtigung ihrer Lebensdauer eine Übergangsfrist vorzusehen, so der Beschluss. Die schwarz-gelbe Koalition soll eine entsprechende Verordnung vorlegen.

Die rund 250 Zirkusse in Deutschland dürfen Tiere schon heute nur dann halten, wenn die Unterbringung dem Tierschutz entspricht - und zwar unabhängig davon, ob es Haustiere oder Wildtiere sind. Tierschützern reicht das aber nicht. So argumentierte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) am Freitag, ein Elefant beispielsweise laufe bis zu 150 Kilometern täglich. In einem Zirkus sei sein Lebensraum ein Transporter. Die Folge sei Hospitalismus. "Die Manege wird zum Schauplatz von gequälten Tieren", so Höfken und fügte an: "Es besteht Handlungsbedarf." Seit fast zehn Jahren werde das Thema politisch diskutiert, ohne dass sich Entscheidendes bewegt hat.

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, Gerd Müller (CSU), hielt dagegen. Er sprach davon, dass bisher keine belastbaren Erkenntnisse über die nicht artgerechte Haltung von Wildtieren in Zirkussen vorlägen. Schließlich habe der Tierschutz Verfassungsrang. Müller sagte wörtlich: "Es wäre schade, wenn es einen Zirkus gäbe ohne Elefanten." Er dachte da wohl nicht zuletzt an Kinder. Die Zirkus-Betreiber jedenfalls sehen die Sache ähnlich wie Müller. "Unsere Besucher wollen weiter Wildtiere sehen", erläuterte Frank Keller, Sprecher von Circus Krone.

Da das Landwirtschaftsministerium nun den Auftrag hat, der Aufforderung des Bundesrates nachzukommen, darf man gespannt sein, was geschieht. Das Ministerium werde "aktiv an Lösungen" mitarbeiten, kündigte ein Sprecher des Hauses am Freitag an. In letzter Instanz sei auch ein Verbot bestimmter Wildtiere in Zirkusbetrieben denkbar. Das tönt nicht so, als wäre die Sache schon in Sack und Tüten. Vielleicht müssen die Tierschützer noch ein paar Mal demonstrieren gehen.