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Thüringer-Wald-Autobahn «A 71» Thüringer-Wald-Autobahn «A 71»: «Freie Fahrt» auf dem Milliarden-Projekt

12.12.2005, 08:36
Deutschlands größter Autobahnbrückenbogen entsteht nahe dem thüringischen Gräfenroda im Ilm-Kreis (Archivbild vom 15.09.1999). Der 250-Meter-Bogen überspannt das Tal der Wilden Gera. Die Brücke wird insgesamt rund 500 Meter lang werden. Die Thüringer-Wald-Autobahn A71/A73 überquert das Tal in 110 Metern Höhe. (Foto: dpa)
Deutschlands größter Autobahnbrückenbogen entsteht nahe dem thüringischen Gräfenroda im Ilm-Kreis (Archivbild vom 15.09.1999). Der 250-Meter-Bogen überspannt das Tal der Wilden Gera. Die Brücke wird insgesamt rund 500 Meter lang werden. Die Thüringer-Wald-Autobahn A71/A73 überquert das Tal in 110 Metern Höhe. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Meiningen/dpa. - DieGesamtkosten werden auf 1,7 Milliarden Euro geschätzt. Zum Vergleich:320 Kilometer der kürzlich freigegebenen Ostseeautobahn A 20 kosteten1,9 Milliarden Euro. Mit der Freigabe des letzten Teilstücks und demAnschluss an das deutsche Fernstraßennetz verbindet vor allem diestrukturschwache Region Südthüringen große Hoffnungen.

Freigegeben wird jetzt der Schlussabschnitt zwischen Meiningen inThüringen und Bad Kissingen in Bayern. Statt derzeit 20 000Fahrzeugen sollen dann 40 000 pro Tag über die Trasse durch denThüringer Wald rollen. Stieg seit der Freigabe der Autobahn vonErfurt bis Suhl die Auslastung der Gewerbegebiete dort nach Angabender Industrie- und Handelskammer Südthüringen schon um zehn Prozent,werden von der Anbindung an Unterfranken weitere Impulse erwartet.Quasi auf der Landesgrenze Thüringen-Bayern entsteht dasIndustriegebiet Queienfeld, dass der Region endlich eine «echteGroßansiedlung» bescheren soll, wie IHK-Geschäftsführer RalfPieterwas hofft.

Am Erfurter Kreuz, dort wo die A 71 auf die vielgenutzte West-Ost-Route A 4 (Eisenach-Dresden) trifft, gelang diese Leuchtturm-Ansiedlung: Im Gemeinschaftswerk der Unternehmen Lufthansa und Rolls-Royce zur Wartung von Flugzeugtriebwerken sollen 500 Jobs entstehen.Matthias Gather, Verkehrspolitik-Experte an der Fachhochschule Erfurtwarnt jedoch vor überzogenen Hoffnungen: «Man sollte von einerAutobahn keine Wunderdinge erwarten.» Die Theorie, dass eine AutobahnJobs bringe, stamme aus der Politik, nicht aus der Wissenschaft.

Im Süden - in Unterfranken - ist die Thüringer-Wald-Autobahn andie A 70 (Bayreuth-Schweinfurt) angeschlossen. Vor allem ausUnterfranken erhofft sich die Tourismusbranche im Thüringer Wald mehrGäste. «Wir erwarten, dass die Touristenströme von dort um 10 bis 20Prozent steigen», sagt Bärbel Grönegres, Geschäftsführerin derThüringer Tourismus GmbH. Erfahrungswerte zeigten, dass dies möglichsei. Schon über die bereits fertig gestellten Teile der A 71 kämendeutlich mehr Gäste in die Ski- und Wandergebiete am Rennsteig. TreueBesucher aus Franken habe auch das Meininger Theater. Die Autobahnunterstütze das Wiederaufleben solcher traditionellen Verbindungen.

Berühmtestes Bauwerk der A 71 ist der Rennsteigtunnel, der mitknapp acht Kilometern Länge längste Autobahntunnel Deutschlands. Erunterquert den Höhenzug bei Oberhof. Unmittelbar vor und hinter ihmliegen weitere jeweils rund ein Kilometer lange Tunnel, was dieSicherheitsplanung dort zu einer echten Herausforderung macht.Geplant ist der Aufbau eines Gefahrenabwehrzentrums für Polizei,Feuerwehr und Rettungsdienste bei Suhl, das im Frühjahr seine Arbeitaufnehmen soll. Im Laufe des Jahres will Thüringen die Tunnel-Kettedann auch für Gefahrgut-Transporte freigegeben, sagte ThüringensVerkehrsminister Andreas Trautvetter (CDU).

Die A 71 ist Teil des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr 16.Dazu gehört auch die noch unvollendete Schwester-Strecke A 73, die amDreieck Suhl von der A 71 abzweigen wird. Im Jahr 2008 soll sie vonSuhl über rund 70 Kilometer nach Oberfranken führen und dort an dieAutobahn Bamberg-Nürnberg angeschlossen werden. Weitere 800 Millionenwerden dafür ausgegeben. Ganz im Norden, hinter Erfurt, soll die A 71dann bis spätestens 2010 vollendet sein. Für das noch gänzlichfehlende Stück von Sömmerda bis Sangerhausen in Sachsen-Anhalt sind300 Millionen Euro eingeplant. Die A 71 trifft dort auf die A 38, diebis dahin Südniedersachsen mit dem Ballungsraum Halle-Leipzigverbinden wird.