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Thüringen Thüringen: Polizei machte Fehler bei tödlicher Lkw-Blockade

16.08.2005, 17:52

Erfurt/dpa. - Beim Versuch, einen kurz zuvor aus einer psychiatrischen Klinik entlassenen Mann bei einer Amokfahrt mit einem gestohlenen Lkw in Südthüringen zu stoppen, starb Anfang April ein 55 Jahre alter Mann aus Nordrhein-Westfalen. Er hatte auf Anweisung der Polizei seinen Lastzug als Blockade vor einer Kreuzung quer gestellt.

Der Untersuchungsbericht des früheren Oberstaatsanwalts Raimund Sauter kommt unter anderem zum Ergebnis, dass bei der Blockade nicht wie vorgeschrieben eine Lücke gelassen wurde, in die ein Stopp-System gelegt werden soll. Es soll dafür sorgen, dass die Reifen eines Fluchtfahrzeug innerhalb kurzer Zeit die Luft verlieren. Sein Einsatz sei von den Beamten nicht in Betracht gezogen worden, obwohl die Polizeifahrzeuge damit ausgestattet seien, sagte Gasser. Diese Variante sei auch nicht ohne Risiko. "Aber die Gefährdung sämtlicher Beteiligter hätte verringert werden könne", sagte der Minister.

Offen sei auch, warum vier Schüsse von Polizisten auf die Räder des gestohlenen Lasters aus kurzer Distanz nicht trafen und die Einsatzzentrale der Polizeidirektion Suhl nicht die Gesamtleitung der Aktion übernahm. Gasser kündigte als Konsequenz eine verbesserte Schießausbildung und praktische Schulungen zum eingesetzten Stopp-System an. Die Polizei dürfe die Hilfe Unbeteiligter nicht in Anspruch nehmen, wenn sie dadurch in Gefahr gebracht werden. Das Land stehe für alle Ansprüche der Familie des getöteten 55-Jährigen ein. Eine Soforthilfe von 10 000 Euro sei bereits gezahlt worden.

Gegen zwei an der Organisation der Blockade beteiligte Beamte laufen Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft, zu dem sich Gasser nicht äußern wollte. Außerdem gibt es staatsanwaltschaftliche Ermittlungen, ob die Entlassung des späteren Täters ordnungsgemäß erfolgte. Der 23-Jährige hatte einen abgestellten Lastzug gestohlen und bei seiner etwa halbstündigen Irrfahrt in der Region Bad Salzungen ein Haus und andere Hindernisse gerammt.