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Terror in Frankreichs Hauptstadt Terror in Frankreichs Hauptstadt: Was wir über die Anschläge in Paris wissen - und was nicht

Von Tobias Peter 14.11.2015, 13:40
Kerzen und Blumen an der Place de la Republique in Paris.
Kerzen und Blumen an der Place de la Republique in Paris. AFP Lizenz

Was ist in Paris passiert?

Es handelt sich um eine Anschlagsserie von einer schauderhaften Dimension. Am Freitag, den 13. November, haben an sechs verschiedenen Orten in Paris Attentäter um sich geschossen und Bomben gezündet. Ungefähr um 21.20 Uhr explodierten zwei Bomben nahe des Stade de France in Paris, wo gerade die deutsche Nationalmannschaft gegen Frankreich spielte. Etwa um diese Zeit herum griffen am Freitagabend Attentäter weitere Orte in Paris an, darunter mehrere Cafés. Im Konzertsaal „Bataclan“, in dem gerade die US-Band „Eagles of Death Metal“ spielten, richteten die bewaffneten Täter ein Massaker an. Sie erschossen Besucher und nahmen andere als Geiseln. Es vergingen Stunden, bis die Polizei die Halle stürmte. Die Pariser Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Attentäter in drei Gruppen aufgeteilt operierten.

Wie viele Opfer gibt es?

Bei der Terrorserie in Paris sind 132 Menschen getötet worden. Diese Zahl sei angesichts der vielen Schwerverletzten allerdings vorläufig, sagte Staatsanwalt François Molins. Mehr als 350 wurden verletzt, etwa 100 davon lebensgefährlich. Allein im Bataclan starben 89 Menschen. Das Auswärtige Amt bestätigte zudem, dass unter den Toten in Paris auch ein deutscher Staatsangehöriger ist. Es soll sich um einen 28-jährigen aus München handeln. Die Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe hat jetzt Ermittlungen aufgenommen. Das sei üblich, wenn bei Anschlägen im Ausland Deutsche ums Leben kommen, sagte eine Sprecherin.

Wer steckt hinter den Attentaten?

Die Dschihadisten-Miliz Islamischer Staat (IS) hat sich zu den Attentaten bekannt, auch der französische Präsident Francois Hollande macht den IS für den Terror verantwortlich. Augenzeugen der Anschläge berichteten, dass Angreifer „Allahu akbar“ (Gott ist groß) gerufen hätten. Noch nicht sicher ist, ob es sich es sich um Täter mit einer engen Anbindung an den IS in Irak und in Syrien handelt – oder ob die Täter IS-Anhänger sind, die mehr oder weniger auf eigene Rechnung gehandelt haben. Die konzertierte Aktion, die hinter den Anschlägen erkennbar ist, spricht allerdings für eine hohe Professionalität, die auf Steuerung und Ausbildung hindeuten könnte. Erste Ermittlungen gehen also von einer Kommandoaktion des IS aus.

Was weiß man konkret über die Attentäter?

Gerichtsmediziner untersuchen die Leichen von sieben Attentätern – wobei sechs sich selbst in die Luft gesprengt haben und einer von der Polizei getötet wurde. Bei einem der Toten handelt es sich laut den Ermittlern um den 29-jährigen Franzosen Ismail M., der in einem Vorort von Paris geboren wurde. Nach Angaben der Behörden war er mehrfach vorbestraft. Auch seine Nähe zum radikalen Islam war wohl bekannt, terroristische Aktivitäten hatte man ihm aber bislang nicht zugetraut. Aus Polizeikreisen hieß es, es habe sich bei den Angreifern im Bataclan um „kampferprobte und perfekt trainierte Typen gehandelt“. Insgesamt ist über die Attentäter aber noch relativ wenig bekannt: Wie viele von ihnen waren Franzosen? Was ist ihr genauer Hintergrund? Und: Wie viele Attentäter und Komplizen gibt es eigentlich genau? Wer und wie viele befinden sich womöglich noch auf der Flucht? Östlich von Paris wurde ein Auto sichergestellt, in dem drei Kalaschnikows gefunden worden sein sollen – ein Hinweis, das einem Terrorkommando zunächst die Flucht gelungen sein könnte.

Sind Attentäter als Flüchtlinge nach Europa eingereist?

Diese Frage steht jedenfalls im Raum. So gehöre der bei einem Angreifer gefundene syrische Pass einem Mann, der Anfang Oktober über die griechische Insel Leros in die Europäische Union gekommen sei, teilte die Regierung in Athen mit. Derzeit wird aber noch geprüft, ob der Pass womöglich gestohlen wurde. Aus griechischen Regierungskreisen gelangen zudem Aussagen in die Öffentlichkeit, wonach ein weiterer Attentäter soll womöglich über die Türkei und Griechenland nach Europa gelangt sein soll. Auch das ist aber noch nicht bestätigt.

Worum geht es bei der Festnahme in Bayern?

Am 5. November wurde in Bayern ein aus Montenegro stammender Mann im Besitz eines Schnellfeuergewehrs und Sprengstoffs festgenommen. „Wir prüfen in Zusammenarbeit mit den französischen Behörden intensiv, ob es einen Zusammenhang mit den Ereignissen von Paris gibt“, sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU). „Wenn jemand mehrere Kalaschnikows, Handgranaten und Sprengstoff transportiert, könnte das jemand aus dem Bereich der Schwerkriminalität sein. Der Verdacht liegt aber nahe, dass es sich um terroristische Absichten handelt, beziehungsweise jemand den Terroristen Waffen liefert“, sagte er.

Welche Spuren werden sonst noch verfolgt?

Bei der Anti-Terror-Razzia im Brüsseler Stadtteil Molenbeek sind sieben Personen festgenommen worden. Am Sonntagabend meldete die Staatsanwaltschaft, dass mindestens zwei Täter Franzosen sind, die in Brüssel lebten. Vor dem Bataclan in Paris war ein Mietwagen mit belgischem Kennzeichen gefunden worden. In dem VW-Polo fand sich ein Parkschein – aus Molenbeek. Belgien gilt als wichtiges Transitland der islamistischen Szene. Nicht erst seit im August im Zug nach von Brüssel nach Paris ein mutmaßlicher islamistischer Attentäter überwältigt worden ist. Auch eine der Waffen beim Anschlag auf das Magazin Charlie Hebdo stammte aus Belgien. (mit ptr., dpa)