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Ted Kennedy leidet an bösartigem Gehirntumor

21.05.2008, 06:22

Washington/dpa. - Tiefe Betroffenheit in den USA: Der prominente US-Senator Edward «Ted» Kennedy leidet an einem bösartigen Gehirntumor. Das hat sich bei Untersuchungen einer Gewebeprobe herausgestellt, wie Ärzte des 76-jährigen Demokraten am Dienstag mitteilten.

Nach weiteren Tests wollen sie entscheiden, wie Kennedy am besten behandelt werden kann. Er sei guten Mutes und voller Energie, hieß es in der Erklärung der Mediziner. Danach wird sich der jüngste Bruder des 1963 ermordeten Präsidenten John F. Kennedy, voraussichtlich einer Kombination aus Bestrahlung und Chemotherapie unterziehen müssen.

Über die Parteigrenzen hinweg löste die Nachricht von der Diagnose Bestürzung aus, insbesondere Senatskollegen Kennedys reagierten tief bewegt und sogar mit Tränen. Präsident George W. Bush äußerte sich besorgt über die Erkrankung Kennedys und bezeichnete ihn als seinen Freund. «Ted Kennedy ist ein Mann mit ungeheurem Mut, bemerkenswerter Stärke und mächtigem Geist», hieß es in einer Erklärung Bushs weiter. Er werde für den Kranken beten.

Der demokratische Präsidentschaftsbewerber Barack Obama, hinter den sich Kennedy im Januar gestellt hatte, nannte den Senator «eine amerikanische Ikone» und einen persönlichen Freund. Es sei Kennedy mitzuverdanken, «dass ich hier heute als Präsidentschaftsbewerber stehe», sagte Obama mit Blick auf Kennedys langjährigen Einsatz für für die Bürgerrechte. Obamas Rivalin im Rennen um die Spitzenkandidatur, Hillary Clinton, nannte Kennedy einzigartig: «Es gibt keinen zweiten wie ihn im Senat.» Der republikanische Präsidentschaftsbewerber und Senator John McCain würdigte seinen kranken Kollegen als einen «legendären Parlamentarier» und «das wirkungsvollste Mitglied des Senats».

Kennedy, der auch der Bruder des 1968 im Präsidentschaftsvorwahlkampf ermordeten Robert Kennedy ist, hatte am Samstagmorgen einen Krampfanfall erlitten und war mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik in Boston (US-Staat Massachusetts) geflogen worden. In der Mitteilung der Ärzte hieß es, dass Kennedy an einem Gliom in der linken Gehirnhälfte leide. Nach Angaben des Nationalen Krebsinstituts der USA ist es der häufigste Primärtumor im Gehirn.

Kennedy stammt aus einer der alten, reichen und einflussreichen Familien der Ostküste und gilt als Galionsfigur der US-Liberalen und Patriarch der Demokraten. Er wurde 1932 als jüngstes von neun Kindern in Brookline (Massachusetts) geboren. Nach einem Jura-Studium an der Harvard Universität fand Edward Kennedy rasch den Weg in die Politik und wurde siebenmal als Senator wiedergewählt. Wiederholt zur Präsidentschaftskandidatur gedrängt, bewarb er sich schließlich 1980 erfolglos um die Nominierung.

Über weite Strecken seiner politischen Karriere folgte ihm der Ruf eines Lebemannes und verfolgte ihn ein Unfall 1969. Dabei geriet er in Chappaquiddick (Massachusetts) mit seinem Auto von einer Brücke in einen Fluss. Seine Begleiterin ertrank, er selbst flüchtete damals vom Unfallort. Kennedy ist zum zweiten Mal verheiratet und hat aus erster Ehe drei Kinder.