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Festerling und Bachmann Tatjana Festerling und Lutz Bachmann: Krach bei Pegida in Dresden

Von Bernhard Honnigfort 15.06.2016, 16:56
Tatjana Festerling
Tatjana Festerling dpa-Zentralbild

Berlin - Die Führung der Dresdner Pegida-Wutmenschenbewegung beschimpft sich, die Zahl der Kundgebungsteilnehmer montags schrumpft.

Pegida? Da war doch was in Dresden. Richtig, am Montag kamen wieder rund 2300 Menschen zu den üblichen Wutbürgerkundgebungen in der Innenstadt. Deutlich weniger als zu den Hochzeiten der im Herbst 2014 gegründeten Bewegung, als Anführer Lutz Bachmann noch im Wechsel mit Tatjana Festerling vor Tausenden über das „System“, die „Volksverräter“ und die „Lügenpresse“ herzog.

Doch das ist vorbei. „Tatjana, wo bist Du?“, hielt am Montag ein Pegidist verzweifelt sein Transparent hoch. Seit April hat die ehemalige Hamburger AfD-Politikern und Fachfrau fürs ganz Grobe nicht mehr bei Pegida geschimpft. Seitdem geistern Gerüchte durch die Stadt, sie habe sich mit dem mehrfach verurteilten Kleinkriminellen Bachmann überworfen.

Angeblichen Rauswurf von Tatjana Festerling

Genau das passiert: Pegida-Hauptdarsteller Bachmann duldet offensichtlich keine ernsthafte Konkurrenz am Rednerpult. Herausgekommen ist der Streit, weil Edwin Wagensveld, in Dresden bekannt als „Ed, der Holländer“ und wie Festerling bei der Bewegung „Festung Europa“ , auf Facebook Dampf über Bachmann und dessen eher schlicht auftretenden Stellvertreter Siegfried Däbritz abgelassen hat. Wagensveld, früher Dauerredner bei Pegida, verurteilt den angeblichen Rauswurf seiner Mitstreiterin Festerling aus dem Pegida-Verein. Mitte April soll es gerummst haben, als Bachmann ein Redemanuskript Festerlings vorab lesen wollte und sie deshalb beleidigt war.

Seitdem ist Dauerkrach unter der Decke. Ausgerechnet die Bilderberg-Konferenz vergangene Woche in Dresden brachte ganz nebenbei das Zerwürfnis ans Licht: Festerling und Wagensveld wollten gegen die angeblichen Weltverschwörer demonstrieren und taten das auch – mit einer Beteiligung fast unter der Wahrnehmungsgrenze. Die Pegida-Leute um Bachmann wollten wahrscheinlich lieber Fußball gucken und verweigerten die Unterstützung. Wagensveld platzte der Kragen. Er bezichtigte Bachmann einer „Tirade aus Lügen, Unterstellungen und Verleumdungen“ um Festerling. Man versuche, sie „als spaltende Selbstdarstellerin fertig zu machen“. Zur Tatenlosigkeit Bachmanns bei der Bilderberg-Konferenz meinte der rasende Holländer: „Es ist sehr traurig, wenn jemand, der selber viel verspricht und nichts hält, keine eigenen Aktionen auf die Reihe bekommt trotz wochenlanger Vorbereitungszeit, dann andere sich den Arsch aufreißen ohne irgendwelchen Eigennutz, ins Lächerliche zieht. “

Verhältnis zur sächsischen AfD gilt als zerrüttet

Bachmann wieder: Es habe keine Proteste gegen die Bilderberg-Konferenz in Dresden gegeben, weil das Hochhalten von Plakaten nichts bringe. „Ich halte es wie beim letzten Mal, als das gleiche Symptom bei der ersten Frau bei Pegid auftrat.“

Mit der ersten Frau ist offensichtlich Kathrin Oertel gemeint, vor anderthalb Jahren die Frontfrau bei Pegida. Sie überwarf sich mit Bachmann, nachdem der sich mit Hitlerfrisur im Netz gezeigt hatte und Pegida ihr zu weit nach rechts abdriftete. Oertel stieg aus, gründete eine eigene Bewegung und verschwand mit ihr in der Bedeutungslosigkeit.

Was das alles für Pegida bedeutet, ist völlig offen. Das Verhältnis zur sächsischen AfD gilt als zerrüttet, über deren Chefin Frauke Petry verbreitet Bachmann, sie sei jetzt wohl auch im System angekommen, was unter Wutmenschen eine schlimme Beleidigung ist. Über Björn Höcke hingegen, den Thüringer AfD-Chef und innerparteilichen Gegner Petrys, findet Bachmann nur nette Worte.

Dialog mit Pegida kaum möglich

Seit Anfang der Woche gibt es auch wieder ein neues Buch über Pegida: „Warnsignale aus Dresden“, 667 Seiten lang. Der Politikwissenschaftler Winfried J. Patzelt hat es mit Joachim Klose von der Adenauer-Stiftung geschrieben. Pegida-Anhänger würden vielfach von Sorgen und Ängsten um „wahre Probleme unseres Landes“ umgetrieben, meint Patzelt, und warnt Politikern und Medien, Pegida in eine Schmuddelecke zu stellen.

Wie allerdings ein Dialog mit Pegida gelingen kann, bleibt ein Rätsel: Es hat ja Dutzende Gesprächsversuche gegeben. Die Landesregierung startete Dialoge, die Landeszentrale für politische Bildung bot Foren zum Schimpfen und Wut ablassen, die Dresdner Kreuzkirche lud zum Gespräch. Alles endete bislang ähnlich: Viele einseitiges Geschimpfe, wenig echter Dialog.