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Ganze Familien erstickt Syrien-Krieg: Dutzende Tote bei möglichem Giftgasangriff in Ost-Ghuta

08.04.2018, 09:30
Rauch steigt über der Stadt Duma nach einem Raketeneinschlag auf.
Rauch steigt über der Stadt Duma nach einem Raketeneinschlag auf. XinHua

Damaskus - Das russische Militär hat Vorwürfe von Aktivisten und Hilfsorganisationen zurückgewiesen, nach denen die syrischen Truppen Giftgas im umkämpften Duma eingesetzt hätten. Es handele sich um „fabrizierte Anschuldigungen“, sagte Generalmajor Juri Jewtuschenko der Agentur Interfax zufolge. Zugleich sagte er, dass der Abzug von Rebellenkämpfern aus Duma am Sonntag wieder fortgesetzt werden solle.

Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete, dass die Giftgas-Vorwürfe dazu dienen sollten, den Vormarsch der syrischen Armee auf die Rebellenhochburg Duma zu stoppen. Dies werde jedoch nichts nützen, zitierte die Agentur eine nicht näher benannte „offizielle Quelle“. Der syrische Staat sei gewillt, Terrorismus auf jedem Quadratzentimeter in Syrien zu beenden.

Fassbombe mit Chemikalien über Duma abgeworfen?

Die Hilfsorganisation Weißhelme hatte der syrischen Führung vorgeworfen, eine Fassbombe mit Chemikalien über der Stadt Duma abgeworfen zu haben. Dabei seien mindestens 150 Menschen getötet und mehr als 1000 verletzt worden. Auch die Hilfsorganisation UOSSM geht von einem Giftgasangriff mit „weit über 70“ Toten aus.

Duma ist die letzte Stadt in der Region Ost-Ghuta, die von Rebellen der islamistischen Gruppe Dschaisch al-Islam gehalten wird. Die syrische Armee hatte das an die Hauptstadt Damaskus angrenzende Gebiet in den vergangenen Wochen von Rebellen zurückerobert.

US-Eingreifen gefordert

Amos Jadlin, ehemaliger Chef des israelischen Militärgeheimdienstes, hat nach dem mutmaßlichen Chemiewaffenangriff mit Dutzenden Toten in Syrien ein Eingreifen der USA gefordert. „Es ist wichtig, dass die Regierung (des US-Präsidenten Donald Trump) wiederholt, was sie vor einem Jahr getan hat“, schrieb Jadlin auf Twitter.

Die USA müssten gegen Systeme zur Produktion und zum Einsatz von Chemiewaffen im Besitz der Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad vorgehen, forderte Jadlin. Er ist heute Leiter des angesehenen Instituts für Nationale Sicherheitsstudien (INSS) in Tel Aviv.

USA gehören zu Assad-Gegnern

Vor einem Jahr hatten die USA nach einem verheerenden Giftgasangriff auf die von Rebellen kontrollierte Stadt Chan Scheichun einen syrischen Militärflughafen bombardiert.

„Es wäre das Richtige, die syrische Hubschrauberflotte, die Fassbomben abwirft, endgültig zu zerstören“, sagte Jadlin. „Auch ohne Giftgas ist dies eine ungenaue Terrorwaffe, die vor allem Zivilisten trifft.“

Die USA gehören zu den Assad-Gegnern, halten sich aber aus dem Bürgerkrieg weitgehend heraus. An der Spitze einer internationalen Koalition bekämpfen sie die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). (dpa)