Syrien Syrien: Gefechte und Gespräche in Damaskus

Damaskus/AFP. - In der syrischen Hauptstadt Damaskus hat es in der Nacht zum Montag schwere Gefechte zwischen Aufständischen und der Armee gegeben. Bei den Kämpfen in dem Wohnviertel Masseh unweit des Präsidentenpalastes wurden nach Angaben des Staatsfernsehens drei „Terroristen“ und ein Mitglied der Sicherheitskräfte getötet. Unterdessen traf eine Delegation der Arabischen Liga und der Vereinten Nationen in Damaskus zu Gesprächen mit der Regierung ein.
Wie der staatliche Fernsehsender Al-Ichbarija berichtete, wurde ein vierter Verdächtiger festgenommen, der sich in einem Wohnhaus verschanzt hatte. Al-Ichbarija wies Berichte des katarischen Senders Al-Dschasira zurück, wonach bei den Gefechten 80 Menschen getötet und 200 verletzt worden seien. Murtada Raschid, ein Sprecher der Oppositionskomitees in Damaskus, hatte zuvor gesagt, bei den mehrstündigen Gefechten seien 18 Armeesoldaten verletzt worden.
Es habe sich um die schwersten Gefechte im Zentrum von Damaskus seit Beginn des Volksaufstands vor einem Jahr gehandelt, sagte der Leiter der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman. Masseh liegt unterhalb des Präsidentenpalastes am Rande der Innenstadt von Damaskus. In dem Viertel befinden sich mehrere Botschaften, Regierungsgebäude und die Zentrale des Geheimdiensts der Luftwaffe.
Nach Angaben Raschids waren Kämpfer der oppositionellen Freien Syrischen Armee (FSA) an den Gefechten in Damaskus beteiligt. Demnach waren auch aus den Vierteln Kabun und Arbin Schüsse zu hören. Am Vormittag herrschte laut Augenzeugen in Kabun wieder Ruhe, und die Geschäfte waren geöffnet.
In der südlichen Provinz Daraa stürmten die syrischen Sicherheitskräfte am Montag nach Angaben der Beobachtungsstelle die Ortschaft Kafar Schams. Zudem seien in Kalaat al-Madik in der Provinz Hama mehrere Häuser beim Granatbeschuss der Armee zerstört worden. Am Sonntag waren Damaskus und Aleppo von drei schweren Bombenanschlägen erschüttert worden, bei denen nach Angaben des Innenministeriums insgesamt 27 Menschen ums Leben kamen.
Ein türkischer Diplomat teilte mit, mehr als 500 weitere syrische Flüchtlinge, die meisten von ihnen Frauen und Kinder, hätten in den vergangenen 24 Stunden die Grenze zur Türkei überquert. Unter ihnen seien auch zwei syrische Generäle gewesen. Damit hätten sich seit Beginn des Aufstands bereits neun Generäle in die Türkei abgesetzt. Insgesamt befinden sich inzwischen mehr als 16.400 syrische Flüchtlinge in der Türkei.Ein Expertenteam des Sondergesandten der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga, Kofi Annan, traf am Montag zu Gesprächen in Damaskus ein.
Annans Sprecher Ahmad Fausi bestätigte die Ankunft der fünfköpfigen Delegation in der syrischen Hauptstadt. Demnach sollen sie Beamte des syrischen Außenministeriums treffen, um über Maßnahmen zur Umsetzung der Vorschläge Annans zur Beilegung des Konflikts zu sprechen.
In Moskau traf sich der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Jakob Kellenberger, mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow. Vor seinem Abflug sagte er, er wollte Russland drängen, seinen Einfluss auf den syrischen Verbündeten zu nutzen. Es solle eine tägliche zweistündige Kampfpause erreicht werden, um Hilfsgüter liefern und Verletzte bergen zu können.