Sudan Sudan: MySpace ruft zu Spenden für Krisengebiet Darfur auf
Washington/dpa. - Wie stark eine solche Massenbewegung sein kann, zeigt allein, dass die US-Regierung dem Sudan nach aller diplomatischen Feinarbeit ein öffentliches Ultimatum bis zum 1. Januar gestellt hat, UN-Schutztruppen ins Land zu lassen.
Das Bündnis «SaveDarfur» (Rettet Darfur) besteht nach eigenenAngaben aus 178 Organisation mit rund 180 Millionen Mitgliedern.Darunter sind Menschenrechtler, Gewerkschafter, Schauspieler,Nobelpreisträger und Olympiasieger. MySpace, das bekannteste und wohlgrößte soziale Netzwerk im Internet, rief zum Spendensammeln dieKonzerte «Rock for Darfur» ins Leben. Mit der Aktion «Dollars forDarfur» sammeln Schüler an rund 27 000 Highschool in den USA Geld.«Ich habe diese Art der Mobilisierung unter Studenten seit der Anti-Apartheid-Bewegung vor 25 Jahren nicht mehr gesehen», sagt JohnHefferman vom Holocaust-Museum in Washington.
Die bekannte US-Schauspielerin Mia Farrow berichtet in Washingtonvon ihren Erlebnissen nach einer Reise in Sudans Nachbarland Tschad,wo viele Vertriebene Zuflucht gefunden haben. Um den Hals trägt die61-Jährige einen geschenkten Talisman. Sie präsentiert rußbedeckteFundstücke eines niedergebrannten Dorfes. «Eine Frau schilderte mirden Terror. Sie flüchtete mit ihren sechs Kindern, als ihr Dorfattackiert wurde. Auf der Suche nach Nahrung töteten Milizen ihr Babyauf ihrem Rücken», sagt Farrow. Der «Albtraum» sei unvorstellbar.«Wir müssen unsere Regierung zum Handeln drängen».
Es ist nicht so, dass die US-Regierung das Leid von 200 000getöteten und rund zwei Millionen Vertriebenen Menschen nicht aufihrem Radar hat. Anders als die Vereinten Nationen nannten der US-Kongress und US-Präsident George W. Bush das Morden, Vergewaltigenund Brandschatzen von arabisch-muslimischen Reitermilizen unter derZivilbevölkerung schon im Sommer 2004 Völkermord.
US-Außenministerin Condoleezza Rice drohte dem Sudan im Septembermit einer Verschlechterung der Beziehungen. Der Kongress ermächtigteden Präsidenten zu Sanktionen gegen Hintermänner des Mordens. Obwohldie USA dem Internationalen Gerichtshof sonst eigentlich nichtsabgewinnen können, soll dieser im Fall Darfur gegen Verantwortlichein der sudanesischen Führung ermitteln.
Nur: Trotz des Auffahrens aller schweren diplomatischen Geschützegeht das Morden in Darfur seit Sommer 2003 weiter. Die Regierung inKhartum weiß, dass die US-Armee wegen der Militäreinsätze im Irak undin Afghanistan keine dritte Front eröffnen will und kann. «Was wirnicht tun können, ist wegschauen und hoffen, dass das irgendwieverschwindet», sagt Clooney. «Denn, wenn wir wegsähen, würde eineganze Generation von Menschen verschwinden.»
Das Darfur-Bündnis hat nach eigenen Angaben Millionen vonSpendengeldern in sehr emotionale Zeitungs- und Fernsehwerbunggesteckt, um die US-Bürger aufzurütteln. Mit E-Mail-Kampagnen undTelefon-Aktionen bombardieren die Darfur-Unterstützer das Weiße Hausund ihre Abgeordneten im Kongress.
Darfur ist inzwischen überall - selbst in Sichtweite des WeißenHauses. Das Holocaust-Gedenkmuseum erhellt bei Einbruch derDunkelheit den Blick auf Darfur. Auf die Museumsmauern werden Fotosprojiziert. Im Museum widmet sich ein Teil der Ausstellung derDarfur-Krise. Ein junger Vater sagt nach dem Museumsbesuch, dass dieUS-Regierung «eine Menge redet, aber nichts Konkretes tut.» DerChrist Bryan Overton aus Georgia ist da optimistischer: «Wenn es nachden USA ginge, kann der Konflikt gelöst werden. Die Verantwortungliegt bei den Vereinten Nationen.»