Sudan Sudan: Anne Will will «vergessenen Kontinent» in den Blick rücken

Rumbek/dpa. - Erst als ihre Zehen abfaulten, ließ Mary sich von ihrerFamilie wieder in das Malteser-Krankenhaus in Rumbek bringen. Nun hatsie die Krankheit fast besiegt, auch wenn ihre Hände und Füßeverkrüppelt bleiben. Jedes Jahr erkranken mehr als 1500 Menschen im Südsudan an Lepra - eine der Folgen des längsten BürgerkriegsAfrikas. Der gut zwei Jahrzehnte dauernde Krieg hat den Aufbau einesGesundheitssystem fast völlig verhindert.
ARD-«Tagesthemen»-Moderatorin Anne Will hört sich geduldig dieGeschichte der alten Frau an und drückt ihr die steifen, verbogenenFinger. Will reist als Botschafterin der Aktion «Gemeinsam fürAfrika» durch den Südsudan, um sich ein eigenes Bild von der Lagedort zu machen. «Wir wollen den vergessenen Kontinent in den Blickrücken», sagt sie. Mehr als 30 Hilfsorganisationen haben sichzusammengeschlossen, um gemeinsam Spenden für Projekte in Afrika zusammeln. «Es ist auch wichtig, die Aufmerksamkeit auf die Arbeit derHilfsorganisationen zu lenken», meint Will.
Es ist ihre erste Reise nach Afrika, und sie führt in ein Land,das an einem Wendepunkt steht. Seit dem Tod von John Garang EndeJuli, der es vom Rebellenführer zum Vizepräsidenten geschafft hatte,herrscht große Unsicherheit, wie es nun weitergeht. Viele Sudanesenfragen sich, ob das erst im Januar unterzeichnete Friedensabkommenmit der islamisch geprägten Regierung nun tatsächlich umgesetzt wird.Gleich nach dem Tod Garangs hatte es blutige Unruhen mit mehr als 130Toten gegeben. «Wir wussten zunächst nicht, ob wir überhaupt fahrensollten», sagt Will. Nach einigen Tagen hatte sich die Lage wiederberuhigt, doch niemand kann ausschließen, dass die Gewalt zwischenNord und Süd wieder aufflackert.
Anne Will fragt viele junge Menschen, denen sie begegnet, nachihren Wünschen für die Zukunft. Die 17 Jahre alte Suzanne klagt, dasses in ihrer Schule weder Stühle noch Tische gebe. Ein Mitschülererzählt, dass er während des Krieges mit seiner Familie in Ugandagewesen sei. Jetzt spreche er besser Englisch als sein Lehrer, sagter. So wie das Gesundheitssystem muss auch der Bildungssektor völligneu aufgebaut werden. Es herrscht großer Mangel an Schulen, Lehrernund Material. Die Hilfsorganisation Care kümmert sich unter anderemum den Nachschub an Schulbüchern. Als Anne Will helfen will, eineneue Ladung davon zu verteilen, wird sie von den begeistern Kindernfast umgerannt.