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Studie Studie: Stiftung Warentest warnt vor Amazon-Bewertungen

27.02.2019, 14:27
Via Smartphone können Amazon-Kunden einkaufen und entsprechende Rezensionen zu den Artikeln nachlesen.
Via Smartphone können Amazon-Kunden einkaufen und entsprechende Rezensionen zu den Artikeln nachlesen. dpa

Berlin - Die Wissenschaftler der Technischen Universität Dortmund wollten es ganz genau wissen. In einer aufwendigen Studie haben die Experten die Bewertungen von 1322 Elektronikprodukten verglichen, darunter Smartphones, Kopfhörer und Toaster. Alle Produkte hat die Stiftung Warentest zwischen 2014 bis 2017 geprüft und beurteilt. Und sämtliche Produkte hatte auch Amazon im Angebot – und sie wurden online von Kunden bewertet.

Das Ergebnis der Studie: Die Amazon-Bewertungen unterscheiden sich häufig stark von den Urteilen der Stiftung Warentest. Nicht einmal jeder dritte Testsieger bekam auch beim weltgrößten Onlinehändler die beste Kundenbewertung. „Uns wundert das nicht“, heißt es bei den Berliner Verbraucherschützern. Die Unterschiede seien völlig logisch, da die aufwendigen Warentests ganz anders gestrickt seien als eine Kundenrezension.

Amazon-Sterne nicht für Qualitätsprüfung geeignet

Das scheint vielen Verbrauchern nicht bewusst zu sein, die sich beim Kauf per Internet gerne und häufig an den Kundenurteilen orientieren. Bei Amazon reicht die Skala von eins bis fünf Sternen – die Höchstbewertung soll für Topqualität stehen. Doch die Uni-Studie mit dem warnenden Titel „Should We Reach for the Stars?“ (Sollten wir nach den Sternen greifen?) kommt zu einem klaren Ergebnis: Die Amazon-Sterne sind eher wenig dafür geeignet, die Qualität eines Produkts einzuschätzen.

Als Beispiele für gravierende Unterschiede zwischen Testurteilen und Kundenbewertungen nennt die Stiftung einen schwächelnden Drucker, eine unsichere Überwachungskamera und einen Haarglätter, der Brände auslösen kann. Alle drei Geräte schnitten in den Tests schlecht ab. Bei Amazon hingegen glänzten die Geräte mit Bewertungen von mindestens vier Sternen.

Eine Erklärung liegt auf der Hand: „Manche Produkteigenschaften können Laien gar nicht selbst prüfen“, heißt es bei der Stiftung. So freut sich der Kunde vielleicht über die schnelle Lieferung, ein schickes Design und eine unkomplizierte Inbetriebnahme. Versteckte oder gar gefährliche Mängel werden dagegen von Käufern erst mit der Zeit bemerkt.

Hohe Schadenersatzforderungen bei falschen Urteilen

Bei der Stiftung Warentest dagegen werden die Produkte in aufwendigen, teuren und oft monatelangen Verfahren von unabhängigen Laboren extrem genau geprüft. Die Sorgfalt hat gute Gründe. Denn auch die Testurteile beeinflussen zahlreiche Käufer, die Unternehmen werben damit. Wer schlecht abschneidet, verkauft weniger und hat Umsatz- und Gewinneinbußen. Bei falschen Urteilen drohen der Stiftung daher hohe Schadensersatzforderungen. Solche Klagen hatten bisher allerdings in den seltensten Fällen auch nur teilweise Erfolg – was zeigt, wie solide die Berliner Stiftung seit seiner Gründung 1964 arbeitet.

Was also tun? Die Verbraucherschützer raten, sich generell von den Amazon-Sternen und anderen Kundenbewertungen im Netz nicht blenden zu lassen. Man sollte sich die Zeit nehmen, die Bewertungen genauer anzuschauen.

Denn oftmals liefern die Kundenurteile gute Hinweise, ob sich die Anschaffung wirklich lohnt. Um hilfreiche Rezensionen zu finden, raten die Verbraucherschützer, besonders auf die kritischen Urteile zu achten und sich nicht bloß von positiven Bewertungen und dem Gesamturteil beeindrucken zu lassen. „Klagen mehrere Nutzer über denselben Mangel, ist das ein Indiz für eine Schwachstelle am Produkt“, warnen die Experten. Wer schlau ist, trifft dann also besser eine andere Wahl. (RND)