Studie Studie: Prügelstrafe für Kinder in rund hundert Ländern erlaubt

Berlin/dpa. - Lediglich in 102 von mehr als 200 Staatensind der Untersuchung zufolge «körperliche Disziplinierungsmaßnahmen»in Schulen verboten. Körperliche Züchtigungen und Gefängnisstrafenfür kleinere Delikte seien in vielen Ländern gesellschaftlichakzeptiert, sagte der Leiter der Studie, Professor Paulo SérgioPinheiro. In 31 Ländern seien sogar körperliche Strafen vomAuspeitschen bis hin zu Amputationen möglich. Die Studie ist dieerste weltweite Untersuchung zum Thema Gewalt gegen Kinder.
Es müsse ein starkes, unmissverständliches Signal gesetzt werden,«dass die Gesellschaft Gewalt gegen Kinder nicht akzeptiert», sagtePinheiro. «Kinder dürfen nicht als Mini-Bürger mit Mini-Menschenrechten angesehen werden.» Es sei paradox, dass Gewalt gegenErwachsene in den meisten Ländern rechtlich verboten sei, während esAusnahmen für die Gewalt gegen Kinder gebe. In nur 14 Ländernweltweit, darunter Deutschland, werde jede Gewalt gegen Kinderrechtlich verfolgt.
Aber auch wo Gewalt gegen Kinder und Jugendliche gesetzlichverboten sei, werde die Umsetzung unzureichend überwacht, kritisierteUNICEF. Noch immer gebe es in den Industrieländern Todesfälle alsFolge von Misshandlungen und Vernachlässigungen. Allein inDeutschland und England sterben hieran jede Woche im Durchschnittzwei Kinder, hieß es. In den USA sind es wöchentlich sogar 27.
Rund 218 Millionen Kinder unter 15 Jahren müssen regelmäßigarbeiten gehen, etwa 126 Millionen von ihnen unter gefährlichenBedingungen. Laut UNICEF werden zudem schätzungsweise rund 150Millionen Mädchen und 73 Millionen Jungen unter 18 Jahren sexuellmissbraucht oder zum Geschlechtsverkehr gezwungen.
Besonders gravierend sei in vielen Ländern die Situation jungerStraftäter, hieß es. So werden Kinder oft schon mit sieben Jahreneingesperrt. Derzeit sitzen nach Angaben der Studie mehr als eineMillion Kinder in Gefängnissen - meist wegen Bettelns, kleinererDiebstähle oder anderer geringfügiger Straftaten. In den Gefängnissenwerden die Kinder laut UNICEF häufig in kleinen Zellenzusammengepfercht.
«Das Gefährliche daran ist, dass es keine genauen Angaben über dieAnzahl der Insassen gibt», sagte die Leiterin des UNICEF-Forschungszentrums Innocenti in Florenz, Marta Santos Pais. «DieseKinder sind unsichtbar. Wenn sie also misshandelt werden, kann ihnenkeiner helfen, weil keiner etwas davon erfährt.» Für die Studiebefragte UNICEF unter anderem Regierungen, nichtstaatlicheOrganisationen und Kinder.