Sternlauf für Weltoffenheit Sternlauf für Weltoffenheit: Bündnis in Dresden wehrt sich gegen Pegida
Dresden - Mit so vielen Menschen hatte keiner gerechnet. Die Dresdner Innenstadt war am Montagabend abgesperrt und vollkommenen verstopft. Knapp 20.000 waren in der Nähe des Rathauses in der historischen Altstadt zusammengekommen: knapp über 10.000, um gegen die Asylpolitik der Bundesrepublik zu demonstrieren. Die anderen, knapp unter 10.000, um endlich einmal sichtbar dagegen zu halten. „Dresden für alle“, lautete ihr Motto.
Es war ein Test für die Stadt und ihr Ringen um Ansehen. Kirchen, CDU-Oberbürgermeisterin Helma Orosz, der Stadtrat, die Landesregierung, die jüdische Gemeinde, die Universität, Kulturschaffende – alle wollten endlich ein deutliches Zeichen gegen den ständig anwachsenden Aufmarsch der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) setzen und für ein weltoffenes Dresden werben.
Multikulti sei gescheitert
In einem Sternlauf zogen die Gegendemonstranten durch die Stadt zum Rathaus, während die Pegida-Anhänger auf den üblichen „Spaziergang durch die Stadt“ verzichteten, weil sich die Händler und Ladenbesitzer beschwert und Angst um ihr Weihnachtsgeschäft hatten. Pegida-Anführer Lutz Bachmann, ein 41-jähriger Dresdner mit krimineller Vergangenheit, rief am Ende seiner Kundgebung alle Teilnehmer ausdrücklich dazu auf, nun in die Innenstadt zu gehen und dort einzukaufen.
Vorher hatte er die bei Pegida-Leuten verhasste Dresdner CDU-Oberbürgermeisterin unter Buh-Rufen und Pfiffen zum Rücktritt aufgefordert, was gar nicht nötig gewesen wäre: Orosz hatte diesen Schritt vor kurzem aus gesundheitlichen schon getan und ihr Ausscheiden aus der Politik für nächstes Frühjahr angekündigt.
Auf Seiten der Pegida sprach an diesem Abend ein Niederländer namens Ed und warnte die Sachsen vor Zuständen wie im Nachbarland Holland. Multikulti sei dort gescheitert, an manchen Orten könne man sich tagsüber nicht mehr auf die Straße trauen, warnte er sein Publikum, 90 bis 95 Prozent aller Asylsuchenden seien Wirtschaftsflüchtlinge – und das gehe so nicht. Überall in Europa würde die Presse die Wahrheit verdrehen, meinte der Mann aus Utrecht und und ermunterte die Dresdner, mit den Protesten weiterzumachen. „Frau Merkel, Ihre Zeit ist abgelaufen“, prophezeite er der Bundeskanzlerin.
Zwei Festnahmen
Obwohl an diesem Abend einige Böller flogen und sich Pegida und Gegendemonstranten am späteren Abend beim Heimgang gefährlich nahe kommen, blieb es überwiegend ruhig. Laut MDR sollen Pegida-Anhänger die Kracher geworfen haben. Und dann seien Kracher aus den Reihen von Antifa-Anhängern zurückgeflogen. Es habe zwei Festnahmen gegeben.
Vergangenen Montag hatte Pegida mehr als 7500 Anhänger mobilisiert. Weil heute insgesamt noch deutlich mehr Demonstranten aus beiden Lagern erwartet wurden, war die Polizei mit einem Großaufgebot von über 1000 Beamten aus fünf Bundesländern in der Stadt unterwegs.
Anders als in Dresden lockt die Düsseldorfer Anti-Islam-Initiative «Pegida» an diesem Montag kaum jemanden auf die Straße. 400 statt der erhofften 2000 Demonstranten beteiligen sich laut Polizeiangaben an dem Umzug, bei der Gegendemonstration machten rund 1100 Menschen mit.
Veranstalter der Kundgebung sei die Pegida-Initiative aus Dresden gewesen, deren Aufruf sich rechtsextreme Parteien angeschlossen hatten. Ein Redner forderte die Demonstranten in Düsseldorf auf, nicht mit Journalisten zu sprechen. „Deutsche Presse auf die Fresse“, riefen die zum Teil der Neonazi-Szene angehörenden Demonstranten. (mz)
Bündnis in Dresden wehrt sich gegen „Patriotische Europäer“