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Statistik Statistik: Jeder elfte Bewohner Deutschlands ist ein Ausländer

07.02.2003, 12:01
Ausländerbeauftragte der Bundesregierung Marieluise Beck (Foto: dpa)
Ausländerbeauftragte der Bundesregierung Marieluise Beck (Foto: dpa) dpa/dpaweb

Wiesbaden/dpa. - Deutschland bleibt ein Zuwanderungsland: Seit 1999 kommen wieder wesentlich mehr Ausländer und Spätaussiedler indie Bundesrepublik als abwandern. Allein im vergangenen Jahr waren dies nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes 235 000 Menschen. Nach Ansicht des Migrationsforschers Dieter Oberndörfer braucht die Bundesrepublik aber noch wesentlich mehr Zuwanderer, zumal überproportional viele junge Deutsche ihr Land verlassen. Die Zahl der Spätaussiedler nimmt unterdessen stetig ab. Gut jeder elfte der gut 82 Millionen Einwohner in Deutschland ist Ausländer. 

Die Netto-Einwanderung war zuletzt allerdings deutlich schwächerals zu Beginn der 90er Jahre. Zur Hochzeit 1992 zogen 782 000 mehrMenschen nach Deutschland als abwanderten. Bis 1998 sank dieser Wertauf 47 000. Im Jahr 2001 verzeichneten die Statistiker mit 273 000eine enorme Steigerung von 63 Prozent im Vergleich zum Vorjahr,teilte das Bundesamt in Wiesbaden am Freitag mit. Im vergangenen Jahrging der Wert wieder etwas zurück.

««Notwendig wäre aber eine Netto-Zuwanderung von mindestens300 000 Menschen, denn die deutsche Bevölkerung wird immer wenigerund älter», sagte der Vorsitzende des Rates für Migration,Oberndörfer, in einem dpa-Gespräch. Bislang hätten besondersSpätaussiedler für Zuwanderung gesorgt. Ihre Zahl sinkt lautBundesamt aber stetig: Kamen zwischen 1991 und 1995 noch jährlichmehr als 200 000 Aussiedler waren es 2001 nur noch 87 000. Vor allemfür die Wirtschaft muss nach Oberndörfers Worten der Zuzug hochqualifizierter Arbeitskräfte gewährleistet werden.

Das vorerst gescheiterte rot-grüne Zuwanderungsgesetz nannte derFreiburger Politikwissenschaftler in diesem Zusammenhang «zuzaghaft». «Es wäre aber besser als die jetzige Regelung.» Den Einwandaus der Union, das Gesetz führe zu starker neuer Zuwanderung,bezeichnete das CDU-Mitglied Oberndörfer als «Vogel-Strauß-Politik»,die den tatsächlichen Erfordernissen nicht gerecht werde.

   Mit Sorge betrachtet Oberndörfer, dass immer mehr junge Deutscheihr Glück im Ausland suchten. «Da unser Land wirtschaftlichstagniert, sehen gerade die hoch Qualifizierten in Kanada, Australienoder den USA bessere Zukunftschancen.» Diese Tendenz werde sich nochverstärken. Gut die Hälfte der Auswanderer sind nach Angaben desStatistischen Bundesamts zwischen 18 und 40 Jahre alt, obwohl dieseAltersgruppe nicht mal ein Drittel der Bevölkerung ausmacht.

   Zwischen 1991 und 2001 sind nach den Berechnungen der Statistikerrund 3,6 Millionen Menschen mehr nach Deutschland gekommen als dasLand verlassen haben. 2,2 Millionen davon waren Ausländer, diemeisten stammten aus Serbien/Montenegro (407 000), der Türkei(233 000) und der Russischen Föderation (188 000). Fast jeder vierteder zugewanderten Ausländer war ein Asylbewerber. Nach der Änderungdes Asylrechts Mitte 1993 sank die Zahl der Bewerber bis 2001 auf88 000 (1992: 438 000), von denen 5,3 Prozent anerkannt wurden.

   Die Zahl der in Deutschland lebenden Ausländer stieg von 1991 bis2001 um 1,4 Millionen auf rund 7,3 Millionen. Ausländer stellen damiteinen Bevölkerungsanteil von 8,9 Prozent. Die größte Gruppe derAusländer (26,6 Prozent) waren 2001 die 1,9 Millionen Türken. Fastebenso viele Ausländer stammten aus Ländern der Europäischen Union(25,6 Prozent).

Einwanderungsland Deutschland? (Grafik: dpa)
Einwanderungsland Deutschland? (Grafik: dpa)
dpa