Sprache Sprache: 14 Bundesländer werden die Rechtschreibreform umsetzen
Stuttgart/Hannover/dpa. - Damit sind Bayern und Nordrhein-Westfalen die einzige Bundesländer, die die Verbindlichkeit der 1998 eingeführten Reform verschieben und an der bisherigenÜbergangsregelung festhalten.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger sagte inStuttgart, die Landesregierung sehe keine Grund von der Vereinbarungder großen Mehrheit der Bundesländer abzuweichen. Der CDU-Politikerverwies zudem auf entsprechende Beschlüsse der Kultusminister- undder Ministerpräsidentenkonferenz. Niedersachsens Kultusminister BerndBusemann (CDU) forderte nach der Entscheidung des CDU/FDP- Koalition,künftig müsse der Rat für deutsche Rechtschreibung über «allefachlichen Fragen der Weiterentwicklung der deutschenRechtschreibung» entscheiden.
Der Ratsvorsitzende Hans Zehetmair unterstützte dagegen denVorstoß von Bayern und Nordrhein-Westfalen. Er könne gutnachvollziehen, dass man nicht Teilbereiche in Kraft setzen wolle,sagte der ehemalige bayerische Wissenschaftsminister (CSU) in einemInterview mit der «Süddeutschen Zeitung». Eine Rückkehr in dieKleinstaaterei durch unterschiedliche Termine, zu denen die Reform anden Schulen und Behörden verbindlich werde, befürchte er aber nicht.
«Was die Schule betrifft, so geht es darum, dass ab dem 1. Augustbestimmte Dinge nun als Fehler angerechnet werden sollen, die bishernur korrigiert wurden», sagte Zehetmair. «In einer so labilenSituation, wie wir sie haben, halte ich dies nicht für sinnvoll»,begründete der Ratsvorsitzende seine Haltung. Im Interesse derSchüler sollten die Lehrer eine Übergangszeit pädagogisch nutzen undden Sinn der Rechtschreibung lehren.
Dem Rechtschreibrat sei es unmöglich, bis zum Schuljahresbeginn indiesem Sommer die nötigen Korrekturen zu erarbeiten, betonte der CSU-Politiker. Je nach Bundesland bleibe nur etwa ein Monat Zeit. Erzeigte sich aber optimistisch, dass der Rat die Korrekturen bisJahresende erarbeitet haben werde. Diese sollen dann voraussichtlichbis zum Schuljahr 2006/2007 eingeführt werden.
Die Vize-FDP-Chefin Cornelia Pieper forderte unterdessen, dieRechtschreibreform dürfe nicht von Land zu Land scheibchenweise undzu unterschiedlichen Zeitpunkten in Kraft treten. «Nachdem mehrereBundesländer die Rechtschreibreform aufgeschoben haben, ist einbundesweites Moratorium unumgänglich», sagte Pieper, die alsVorsitzende den Bundestagsausschuss für Bildung und Forschung leitet.Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Krista Sager warf den Unions-Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) und Jürgen Rüttgers (CDU)persönliche Profilierung auf Kosten der Schüler vor.
Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat derweil auf seinerHomepage das Regelwerk aufgeführt, das vom 1. August an verbindlichumgesetzt werden soll. Das Regelwerk hat den Titel «DeutscheRechtschreibung. Regeln und Wörterverzeichnis. Überarbeitete Fassung2004». Nicht verbindlich werden zum 1. August werden nach Angaben vonGeschäftsführerin Kerstin Güthert die Bereiche B Getrennt- undZusammenschreibung, E Zeichensetzung und F Worttrennung am Zeilenende(Silbentrennung), die als strittig gelten.
Die einzelnen Landesministerien hätten dazu entsprechendeVerwaltungsvorschriften an die Schulen verschickt, sagte Güthert.Diese seien individuell gestaltet, aber vorab abgestimmt worden. DieVorschläge des Rechtschreibrates zu den strittigen Bereichen seiennoch nicht in dem Regelwerk enthalten, da die Kultusministerkonferenzdiese erst mit Österreich und der Schweiz abstimmen müsse.