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SPD-Parteitag SPD-Parteitag: Nur der Alt-Kanzler darf rauchen

Von Georg Ismar 26.10.2007, 15:50
Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt zieht am Freitag (26.10.2007) im Congress-Centrum Hamburg (CCH) auf dem SPD-Bundesparteitag genüsslich an einer Zigarette. (Foto: dpa)
Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt zieht am Freitag (26.10.2007) im Congress-Centrum Hamburg (CCH) auf dem SPD-Bundesparteitag genüsslich an einer Zigarette. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Der Kanzler der sozial-liberalenKoalition (1974-1982) hat es seiner Partei nicht immer leichtgemacht. Er ist ein Freund klarer Worte - auch gegen die Politik derSPD. Willy Brandt war der Liebling der Partei, Schmidt galt alsfachlich brillanter Technokrat, der das sozialdemokratische Herznicht immer wärmen konnte. Am Freitag ist das vergessen, die Parteifühlt sich durch Schmidts Präsenz geehrt.

Gestützt auf einen hellbrauen Stock betritt er gegen 9.30 Uhr dasKongresszentrum. Neben ihm schiebt sein SPD-Nachfolger als Kanzler,Gerhard Schröder, den Stuhl zurück, mit einem lauten «Uffff» lässtsich Schmidt in den Sessel fallen. Er blättert im Pressespiegel,liest eine Extra-Ausgabe des Parteiblatts «Vorwärts» und schnupft einpaar Prisen seines geliebten Schnupftabaks. Wenig später folgt dieobligatorische Mentholzigarette.

Das Rauchen lasse er sich von niemanden verbieten, hat Schmidteinmal gesagt. Der Altkanzler ist wohl der einzige, der noch imdeutschen Fernsehen rauchen darf, wie vergangenes Jahr in der ARD-Sendung «Beckmann». Da wollen die Genossen am Freitag nichtzurückstehen, zumal Schmidt in den vergangenen Jahren einige SPD-Parteitage «geschwänzt» hat. Mit 88 Jahren ist der Herausgeber derWochenzeitung «Die Zeit» einer der ältesten Parteitags-Teilnehmer.

Als zu dröhnender Musik ein lachender Kurt Beck und ein mürrischdreinblickender Franz Müntefering in den Saal einziehen, machen sieeinen Abstecher zur SPD-Ehrengarde um Gerhard Schröder - HelmutSchmidt, Egon Bahr und Erhard Eppler. Nach einem kurzen Händedruckfür Schröder verharrt Beck bei Schmidt: «Ich freue mich sehr, dass Dugekommen bist, vielen Dank.» Als sich die Delegierten zu EhrenSchmidts von den Sitzen erheben und applaudierend dessenLebensleistung würdigen, schüttelt er immer wieder den Kopf, als seiihm die Situation unangenehm.

Helmut Schmidt hält keine Rede, auch sonst sagt er nicht viel. Mitalten Weggefährten sucht der Hamburger nur in den kleinen Pausen dasWort. «Da ist im Vergleich zu früher so ein Rummel, da bleibt kaumZeit zum Reden», sagt Erhard Eppler, der von 1968 bis 1974Entwicklungshilfeminister war. Wie Schmidt war Eppler auch schon beimParteitag 1959 in Bad Godesberg dabei, als sich die SPD vom Marxismusverabschiedete. «Eines ist bis heute aber gleich geblieben», sagtEppler: «Die Reden sind nicht besser geworden.»