SPD in Thüringen SPD in Thüringen: Denkzettel für Landeschef Christoph Matschie

Jena/ddp. - SPD-Landeschef Christoph Matschie führt seine Partei als Spitzenkandidat in die Landtagswahl am 13. Juni. Der Landesparteitag in Jena wählte den 42 Jahre alten Staatssekretär im Bundesbildungsministerium am Samstag mit 82,6 Prozent der Delegiertenstimmen auf Platz 1 der Landesliste. Damit fuhr Matschie ein schlechteres Ergebnis als sein Vorgänger zur Landtagswahl 1999, Richard Dewes, ein. Dewes erreichte vor fünf Jahren 87 Prozent. Matschie sagte nach der Abstimmung, er freue sich über das Vertrauen und hoffe, dass er die anderen Delegierten auch noch irgendwann überzeugen könne.
Auf den aussichtsreichen ersten Plätzen für ein Landtagsmandat finden sich nach Matschie Birgit Pelke, derzeit stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD im Thüringer Landtag, Parteivize Uwe Höhn und Landtagsfraktionschef Heiko Gentzel. Zwei der Wunschkandidaten des Parteichefs, die Landtagsabgeordnete Christine Klaus und der Vize-Landrat des Altenburger Landes, Hartmut Schubert, gingen mit anderen Bewerbern in eine Kampfabstimmung um Platz 12 und 13. Über den vor dem Parteitag entbrannten Streit zwischen Landesvorstand und Parteichef Matschie zur Kandidatenkür hatten somit die Delegierten zu entscheiden. Klaus unterlag der Kandidatin des Landesvorstandes, Antje Ehrlich-Strathausen. Schubert setzte sich gegen Rene Jung aus Gera durch.
In seiner Rede hatte Matschie die Genossen zuvor energisch zur Geschlossenheit aufgerufen. Nach den jüngsten Wählerumfragen starte die SPD nicht aus der «Pole Position» in den Landtagswahlkampf, sagte Matschie. «Doch blicken wir auf die Formel 1, auch dort haben am Ende meist die Roten die Nase vorn», sagte er. Das könne der SPD in Thüringen auch gelingen, wenn das Team zusammenhalte. Die SPD sei keine «One-Man-Show». «Entweder wir gewinnen alle, oder wir verlieren alle», mahnte er. Das Programm der SPD mit der Überschrift «Thüringen ist stärker», das die Parteitagsdelegierten mit großer Mehrheit annahmen, biete den Wählern Alternativen zur CDU-Politik.
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sagte in seiner Rde zu den Delegierten, die Schwerpunkte Christoph Matschies in der Bildungspolitik und bei sozialer Gerechtigkeit, seien richtig. Auch in der Bundespolitik spielten sie eine Hauptrolle. Deutschland müsse mehr investieren in Bildung und Ausbildung und könne es sich nicht länger leisten, durch Mangel an Integration Begabungen zu vergeuden. Zudem brauche Deutschland nationale Bildungsstandards und ein besseres Kinderbetreuungssystem, Wissenschaft und Forschung benötigten mehr Investitionen. Das Geld dafür müsse umgeleitet werden, beispielsweise aus der Förderung von Wohneigentum.
Die SPD ist derzeit hinter CDU und PDS dritte Kraft im Erfurter Landtag. Ziel für den 13. Juni ist die Abwahl der CDU-Alleinregierung. Eine aktuelle dimap-Umfrage im Auftrag des MDR sieht die Union indes erneut auf Kurs zur absoluten Mehrheit.