SPD-Generalsekretär SPD-Generalsekretär: Benneter bleibt ein netter Genosse ohne Charisma

Berlin/MZ. - Die Personalentscheidung hatte von Beginn an Verwunderung ausgelöst. Wohlmeinende Wünsche auf gutes Gelingen warendas Äußerste gewesen, zu dem die Genossen sich herbeiließen, als im Zuge des Stabwechsels Schröder-Müntefering an der SPD-Spitze Anfang Februar Klaus-Uwe Benneter zum Generalsekretärbestellt wurde. Bei den meisten in der Fraktion rief diese Entscheidung ratloses Kopfschütteln hervor. Benneter?
Seine Qualifikation für den Job wurde auf das Vertrauensverhältniszu Kanzler Schröder reduziert. "Ich hätte mir eine junge, frische Kandidatin gewünscht als Signal des Aufbruchs", bekannte ein prominentes Mitglied der NRW-Landesgruppe im März.
Nach 100 Tagen im Amt hat sich am parteiinternenUrteil über Benneter nichts Wesentliches geändert.Im Frühjahr wollte sich kaum jemand mit Äußerungenüber Benneter zitieren lassen, dies ist heutenoch so. Vor drei Monaten wusste keiner rechtzu benennen, welchen Part der einst als "BennieBürgerschreck" titulierte Juso-Chef wohl spielenwürde. "Welche Rolle er spielt, ist noch nichtso richtig erkennbar", sagt FraktionsvizeMichael Müller heute.
Dabei zählt Müller zu den milde gestimmtenVertretern der Fraktion. "Totalausfall", "Katastrophenredner","Blablanetter" höhnt der linke Parteiflügel.Die Regel ist jedoch Schweigen. Mitleid mischtsich da mit der Einsicht, dass in einer schlechtenLage der Partei Krittelei an deren Generalsekretär nichts hilft. Und die SPD hat derzeit größereSorgen.
Unbestreitbar ist Benneter kein großer Redneroder programmatischer Visionär. "Er schreibtimmer sehr fleißig mit", heißt es über seinenEinsatz während der SPD-Gremiensitzungen.Was er dort aufgeschrieben, trägt Benneteranschließend der Presse vor. Das klingt mitBlick auf die weiteren Reformen etwa so: "Manmuss so weit gehen, wie man gehen muss."
Dabei müht Benneter sich redlich. MangelnderEinsatz ist ihm nicht vorwerfen. Das tut auchniemand, auch weil "der Bennie im Grunde einnetter Kerl" sei. Das sagen viele, die ihnlänger kennen, und lassen dabei offen, wasein "im Grunde Netter" im Amt des Generalsekretärszu suchen hat. Fest steht, Benneter ist unermüdlichunterwegs zwischen Kempen und Kiel, um denMenschen die Agenda 2010 näher zu bringen."Leider hat man aber immer das Gefühl, erverliest gerade die vierte Neufassung derkommunalen Friedhofsverordnung", sagt einervom rechten SPD-Flügel. "Charisma-technisch",so ein führender Juso, bewege Benneter aufEbene eines Bankfilialleiters.
Objektiv betrachtet hätten freilich auchandere es schwer, die Generalsekretärsrollein diesen schwierigen Zeiten auszufüllen.Zumal Müntefering nach seiner Wahl zum Parteichefzuerst die Parteizentrale durch Vertrautebesetzen ließ. Lars Kühn, der schon Mitteder 90er Jahre eng mit ihm zusammen arbeitete,wurde zum Parteisprecher ernannt. Karl-Josef"Kajo" Wasserhövel, ebenfalls seit zehn Jahrenan der Seite des Sauerländers, erhielt denPosten des Bundesgeschäftsführers. "Seitherhat das Willy-Brandt-Haus wieder arbeitsfähigeStrukturen entwickelt, und das liegt wohlauch an Benetter", lobt Michael Müller.
Faktisch ist Benneter eingeklemmt zwischenden Organisationstalenten Kühn und Wasserhövel,die in der Hierarchie ihm sogar nachgeordnetsind. "Näher dran" an den Entscheidungsträgernund -prozessen sitzen die beiden ohnehin.Für den 57-Jährigen sprechen einige Eigenschaften,über die er verfügt und über andere, überdie er nicht verfügt.
An seiner Loyalitätund Disziplin gibt es keinen Zweifel. Deralten SPD identitätsstiftende Begriffe wie"soziale Gerechtigkeit" oder auch "demokratischenSozialismus" nehmen zu wollen, wie VorgängerOlaf Scholz dies versuchte, käme Benneternicht in den Sinn. Profilierungsnummern sindbei Benneter ausgeschlossen. Vielleicht ister deshalb sogar der richtige Mann zu rechtenZeit am rechten Ort. Und vielleicht gelingtihm ja noch, was er sich zu Beginn seinerAmtszeit vorgenommen hat: "Ich kann noch vieldazu lernen."