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Sorben Sorben: Schulprotest in Crostwitz beendet

04.09.2001, 15:14
Enttäuschung vor der sorbischen Mittelschule im
Enttäuschung vor der sorbischen Mittelschule im dpa

Crostwitz/Dresden/dpa. - Die Proteste an der sorbischenMittelschule Crostwitz sind vorerst beendet. Seit Dienstagmorgenbesuchen die 17 betroffenen Fünftklässler den regulären Unterricht ander sorbischen Mittelschule im benachbarten Ralbitz. DasKultusministerium bot inzwischen neue Gespräche zur Entwicklung desSchulwesens im Gebiet der Sorben an. Kultusminister Matthias Rößler(CDU) will sich dazu am Mittwoch mit Kommunalpolitikern, Vertreternder sorbischen Minderheit und der Kirche treffen.

Seit Beginn des neuen Schuljahres waren die Mädchen und Jungen vonpensionierten Lehrern in Crostwitz unterrichtet worden. Damit sollteerreicht werden, dass das Kultusministerium doch noch eine fünfteKlasse im Ort zulässt. Dies war wegen zu geringer Schülerzahlenabgelehnt worden. Die Sorben sehen ihre Rechte auf Schutz vonMinderheiten und die Förderung ihrer Sprache verletzt.

Den Crostwitzer Schülern entstünden aus dem Streik keineNachteile, sagte der Sprecher des Kultusministeriums, Steffen Große.«Wir bemühen uns, den verpassten Stoff zügig nachzuholen.» An derMittelschule Ralbitz mit ihren 170 Schülern wurde für sie eine eigeneKlasse eingerichtet.

«Unsere Forderung nach dem Erhalt der Schule Crostwitz bleibt aberbestehen», sagte der Vorsitzende des Sorben-Dachverbandes Domowina,Jan Nuck. Der Ort sei mit seinem intakten Sprachraum eines dergeistigen Zentren des Sorbentums. «Wir sind allerdings bereit, überdie Vorschläge des Ministers zu verhandeln.»

   Kultusminister Rößler hatte in der vergangenen Wochevorgeschlagen, die Sorben sollten selbst entscheiden, welche der viersorbischen Schulen im Gemeindeverband Klosterwasser geschlossenwerden soll. Neben Crostwitz sind das Panschwitz-Kuckau, Räckelwitzund Ralbitz. Am Freitag waren daraufhin rund 1500 Schüler, Eltern undEinwohner an sieben sorbischen Schulen in Ostsachsen in einenzweistündigen Streik getreten.

Nach Schätzungen des Kultusministeriums wird die Zahl der Schülerim Freistaat von derzeit 630 000 bis 2009 auf 440 000 zurückgehen.Zum Schuljahresanfang im August blieben mangels Anmeldungen 86Schulen geschlossen. Auch die Sorben sind vom Geburtenknickbetroffen. Für die vier Mittelschulen im GemeindeverbandKlosterwasser im Landkreis Kamenz hatten sich in diesem Schuljahr 119Fünftklässler angemeldet. Im Schuljahr 2005/2006 werden es denPrognosen zufolge noch 65 sein.