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Sonia Gandhi Sonia Gandhi: Indiens heimliche Herrscherin

08.04.2009, 09:44
Sonia Gandhi, Chefin der Kongresspartei. (FOTO: DPA)
Sonia Gandhi, Chefin der Kongresspartei. (FOTO: DPA) EPA

Neu Delhi/dpa. - Dabei hatte sie ihre Kongress-Partei damals entgegen allerPrognosen zu einem fulminanten Wahlsieg geführt. Die heute 62-Jährigewäre das vierte Mitglied des mächtigen Gandhi-Nehru-Clans an derSpitze der Regierung seit der Unabhängigkeit 1947 gewesen. Doch eineKampagne von Hindu-Nationalisten wegen Sonia Gandhis italienischerHerkunft ließ sie schließlich auf das Regierungsamt verzichten - wasallerdings keineswegs gleichzusetzen ist mit Machtverzicht. SoniaGandhi gilt als Indiens heimliche Herrscherin.

Sonia Gandhi blieb Chefin der Kongresspartei und wurde Vorsitzendeder Regierungskoalition, der Vereinten Fortschrittsallianz (UPA).Während Premierminister Manmohan Singh offiziell die Regierungführte, zog sie im Hintergrund die Strippen. Geht es nach ihremWillen, wird sich daran nichts ändern: Sonia Gandhi hat bereitsausgeschlossen, im Falle eines Wahlsieges Premierministerin zuwerden. Auf der Liste der 100 mächtigsten Frauen der Welt des US-Magazins «Forbes» kam sie im Sommer vergangenen Jahres auf Platz 21.Machthunger aber unterstellt ihr kaum jemand. Ihr Antrieb scheineneher ihre enge Verbundenheit mit der Kongress-Partei und mit ihrertraditionsreichen Familie zu sein.

Bereits vor der Wahl 2004 sagte Sonia Gandhi: «Ich hatte nie Lust,in die Politik zu gehen.» Politik ist für sie mit schmerzlichenVerlusten verbunden. Ihre Schwiegermutter, Premierminister IndiraGandhi, wurde 1984 Opfer eines Anschlags. Ihren Mann Rajiv Gandhi,einen Piloten, konnte sie nicht davon abhalten, in die Fußstapfenseiner Mutter zu treten. Ihn riss 1991 ein Selbstmordattentäter mitin den Tod. Die Witwe verschloss sich bis 1998 dem Ruf der kriselndenPartei. Dann übernahm sie die Parteiführung - aus Pflichtbewusstseingegenüber den Angehörigen, die für Indien und die Kongresspartei«gelebt und gestorben» seien, wie die Katholikin sagte.

Ihren Ehemann - den Enkel des ersten indischen PremierministersJawaharlal Nehru - lernte sie beim Studium in Cambridge 1965 kennen.Damals hatte die Tochter eines italienischen Bauunternehmers nur«eine vage Idee, dass es Indien mit seinen Schlangen, Elefanten undDschungeln irgendwo auf der Welt gibt», bekannte sie einst.Inzwischen ist auch Sohn Rahul Gandhi in die Politik eingestiegen,der Parlamentarier und Chef der Kongress-Jugendorganisation gilt alsHoffnungsträger der Partei. Sie habe nie das Gefühl gehabt, dass mansie als Ausländerin betrachte, sagt Sonia Gandhi, die zwar mitAkzent, aber doch fließend Hindi spricht. «Weil ich keine bin. Ichbin Inderin.»