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Sohn von George Bush Senior bei der Union Sohn von George Bush Senior bei der Union: Möglicher Präsidentschaftskandidat Jeb Bush freundet sich mit Berlin an

Von Thomas Kröter 09.06.2015, 19:39

Berlin - Nein, die Menschen von der Stühlen reißt er nicht. Das gelingt erst Angela Merkel, die auf die Bühne tritt – kurz nachdem Jeb Bush sie verlassen hat. Die Herren vom CDU-Wirtschaftsrat brauchen nur den Haarschopf der Kanzlerin sehen, da stehen sie schon applaudierend auf. Beim – möglicherweise – republikanischen Präsidentschaftskandidaten bleiben sie sitzen. Und der Beifall für seine Rede hält sich in den Grenzen der Höflichkeit. Vorwiegendes Urteil: „Ein bisschen blass.“

Immerhin: Das Interesse ist groß. Der Saal des Hotels Interconti ist bis auf den letzten Platz gefüllt, als John Ellis, genannt Jeb, Bush kurz vor 18.30 Uhr ans Podium tritt. Für Kurt Lauk, den scheidenden Präsidenten des Unternehmerflügels der CDU, ist es ein letzter PR-Erfolg, dass der Texaner aus Florida seiner Einladung gefolgt ist.

Am Montag wird der Sohn des 41. und Bruder des 43. Präsidenten offiziell verkünden, dass auch er sich um das höchste Amt der USA bewerben will. Hier in Berlin möchte der frühere Gouverneur von Florida beweisen: Ich kann auch Außenpolitik. Ansonsten präsentiert sich der 62-jährige als freundlicher älterer Herr, der vor allem nichts falsch machen will. Und als vorbildlicher Sohn. Vater Georg Bush sen. sei der größte Mann, dem er je begegnet sei, bekennt er: „Ohne ihn hätte es die deutsche Einheit nicht gegeben“. Da hat er den Beifall seines Publikums sicher.

Noch ein Idol nennt er, um seinen Kurs zu skizzieren. Der Junior erinnert an Ronald Reagan und seine Forderung an Michail Gorbatschow, die Mauer einzureißen. Nochmal Beifall und die Gewissheit: Der Mann ist außenpolitisch sicher keine Taube. Selbstverständlich ist er dafür, den US-Verteidigungsaushalt zu erhöhen und fordert die Nato-Partner auf, es ebenso zu halten.

Wirtschaftsspionage? Unwahrscheinlich!

Das Familienmitglied, das noch ein bisschen mehr Falke war, erwähnt er nicht. Gastgeber Kurt Lauk übrigens auch nicht. Bush Junior Nr. Eins bleibt eine Unperson an diesem Abend. Gern hätte der noch jüngere Bush auch ein noch weniger angenehmes Thema unerwähnt gelassen. Aber da macht ihm Kurt Lauk einen Strich durch die Rechnung. Ob denn nicht wenigstens ein No-Spy-Abkommen zwischen beiden Ländern für die Wirtschaft möglich wäre, fragt er.

Doch Bush ist auf der Hut und hat die Lacher auf seiner Seite. „Ich dachte, Sie wollten über Google reden“, antwortet er. Eric Schmidt der Chef des Internetkonzerns hat vor ihm geredet. Im übrigen, so Bush, sei es höchst unwahrscheinlich, dass ein US-Dienst überhaupt Wirtschaftsspionage betreibe. „Wem sollten wir die Resultate denn geben“, fragt er rhetorisch zurück. „Google oder Microsoft?“

Nicht völlig diplomatisch äußert sich Bush auch, als es um die Staatsfinanzen geht. Wie die Administration Obamas meint er, dass staatliches Sparen nicht die beste Politik ist, wenn es um prosperierende Wirtschaft geht. Aber Freihandel muss sein. Bush outet sich als klarer Befürworter des umstrittenen amerikanisch-europäischen Freihandelsabkommens TTIP – und muss erstaunt feststellen: Für diese Position rührt sich kaum eine Hand im Saal.