1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Simbabwe: Simbabwe: Steigende Opferzahlen durch Cholera-Epidemie

Simbabwe Simbabwe: Steigende Opferzahlen durch Cholera-Epidemie

11.12.2008, 17:43
Kinder spielen in Harare, der Hauptstadt Simbabwes, auf einem Müllberg. (FOTO: DPA)
Kinder spielen in Harare, der Hauptstadt Simbabwes, auf einem Müllberg. (FOTO: DPA) EPA

Harare/Genf/dpa. - Die Cholera-Epidemie im afrikanischenKrisenstaat Simbabwe greift immer weiter um sich. Die Zahl der Totenhabe sich auf fast 800 erhöht, teilte die WeltgesundheitsorganisationWHO am Donnerstag in Genf mit. Mehr als 16 000 Menschen seienerkrankt. Südafrika erklärte die Grenzregion zu Simbabwe wegen deraus dem Nachbarland übergreifenden Cholera zum Notstandsgebiet. Auchder Nachbarstaat Mosambik verstärkte nach Rundfunkangaben seinemedizinische Infrastruktur im grenznahen Mossurize-Distrikt, in demsich ebenfalls die Cholera ausbreitet.

Simbabwes Präsident Robert Mugabe (84) bestritt den Ausbruch einerunkontrollierten Cholera-Epidemie in seinem Land. Mit Blick aufinternationale Rücktrittsforderungen gegen ihn betonte Mugabe amDonnerstag: «Die Briten wollen wegen der Cholera eine militärischeIntervention. (...) Es gibt jetzt keine Cholera mehr.» MugabesRegierung hatte noch vergangene Woche wegen der Epidemie dennationalen Notstand ausgerufen und um internationale Hilfe gebeten.Angesichts des völligen Zusammenbruchs des öffentlichen Dienstes inSimbabwe, der sich auch auf die Trinkwasserversorgung undAbfallbeseitigung auswirkt, ist das Gesundheitswesen dort kaum nochfunktionsfähig.

In Südafrika sehen es die Gesundheitsbehörden als zunehmendschwieriger an, mit dem Problem fertig zu werden. Bisher sind in demKap-Staat knapp 700 Menschen vor allem im Grenzgebiet zu Simbabweerkrankt und mindestens acht daran gestorben. Besonders schwerbetroffen ist die Grenzstadt Musina, die zum Fluchtpunkt fürzahlreiche erkrankte Simbabwer auf der Suche nach Hilfe geworden ist.

Der britische Afrika-Minister Mark Malloch Brown traf amDonnerstag in Südafrika ein, um mit der dortigen Regierung dieBedingungen für eine Aufstockung der humanitären Simbabwe-Hilfe zuerörtern. Der britische Premierminister Gordon Brown hatte angesichtsder jüngsten Katastrophe den autokratischen Mugabe zum Rücktrittaufgefordert und erklärt: «Genug ist genug.» Die autoritäre Politikdes seit rund 28 Jahren regierenden Mugabe gilt als eine derHauptursachen für den Niedergang des einstigen Modellstaates.

Der anglikanische Bischof Joe Seoka aus Südafrika bezeichneteMugabe als «Hitler des 21. Jahrhunderts». Der streitbare Geistlicheaus Südafrikas Hauptstadt Pretoria betonte: «Mugabe muss als derHitler des 21. Jahrhunderts betrachtet werden - ein Mörder und einePerson, der offensichtlich jegliches Gewissen oder Bedauern fehlt.»Der Bischof rief dazu auf, in allen Kirchen seines Sprengels für denSturz Mugabes zu beten. Es nütze nichts, ihn zum Rücktrittaufzufordern. «Er muss mit allen nötigen Mitteln gewaltsam entferntwerden, um weiteres Leid von Gottes Kindern abzuwenden und in diesemLand Leben zu retten.» Mugabe müsse festgenommen und vor ein Gerichtgestellt werden.

Die afrikanische Kirchenkonferenz (AACC), eine ökumenischeVereinigung von knapp 170 protestantischen und orthodoxen Kirchen,rief für den 25. Januar zum weltweiten Fasten und Beten für Simbabweauf. Der 1963 gegründete AACC - der rund 120 Millionen Christenvereint - wirft den Vermittlern im Simbabwe-Konflikt Versagen vor undfordert stärkeren Druck auf Mugabe.

Ein jungen Simbabwer nimmt mit einem Kanister in Glen View, einem Vorort von Harare, Wasser aus einem ungesicherten Wasserloch. (FOTO: DPA)
Ein jungen Simbabwer nimmt mit einem Kanister in Glen View, einem Vorort von Harare, Wasser aus einem ungesicherten Wasserloch. (FOTO: DPA)
EPA FILE