Simbabwe Simbabwe: Hass-Lieder, Folter und Morde

Johannesburg/Harare/dpa. - Die Lieder riefen zu Hass und Gewalt auf und zielten auf Anhängerder Opposition, gegen die die Früchte des kolonialen Befreiungskampfsverteidigt werden müssten. Die Vereinten Nationen bestätigten amfrühen Mittwochmorgen, dass die Welle der Gewalt besorgniserregendeAusmasse angenommen hat. Im Nachbarland Südafrika sprechen die Mediensogar bereits von einem drohenden Bürgerkrieg, nachdem insgeheimgedrehte Aufnahmen das Ausmass der Brutalität deutlich machten: Zusehen sind erschreckende Bilder von gequälten und traumatisiertenMenschen mit fürchterlichen Wunden.
Ihre Berichte deuten darauf hin, dass Armee und Polizei zumindestindirekt in die Terrorkampagne der Schlägertrupps von PräsidentRobert Mugabe (84) verstrickt sind. Ihre Opfer sind all jene, die imVerdacht stehen, bei den Wahlen vor mehr als vier Wochen für dieOpposition gestimmt zu haben. Sie werden mit Knüppeln oder Gürtelnmalträtiert, gefoltert, verbrannt und auch verschleppt. Ein Opferberichtete, Milizionäre hätten mit Benzin gefülltes Plastik aufseinem Rücken in Brand gesteckt. Vielen Ärzten in den umliegendenKrankenhäusern sei eine Behandlung dieser Verletzten streng untersagtworden. Die Polizei reagiere zudem nicht.
«Simbabwe befindet sich de facto unter Kriegsrecht», hatteMDC-Generalsekretär Tendai Biti zu Beginn eines fehlgeschlagenenStreiks erklärt, mit dem die Opposition die Bekanntgabe derErgebnisse der Wahl vom 29. März erzwingen wollte. Vor einer«massiven Welle der Gewalt» durch den repressiven Staatsapparat hatteseine Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) gewarnt - und dem zubefürchtenden Tod vieler Simbabwer. In New York betonte Biti: «Dasgesamte Land ist militarisiert, die Militär-Junta ist überall.Menschen werden gefoltert und verschwinden.» Dem Land drohe eine«humanitäre Katastrophe», weil die Lebensmittelknappheit zudem vonMugabe absichtlich als politisches Mittel eingesetzt werde.
Mit der landesweiten Einschüchterung will der um seine Machtkämpfende Mugabe nach Ansicht von Beobachtern einen Erfolg in einersich abzeichnenden Stichwahl um das Präsidentenamt mit MDC-ChefMorgan Tsvangirai absichern. Offizielle Ergebnisse liegen auch einenMonat nach der Präsidentenwahl immer noch nicht vor. Mugabe hattenach Angaben von Tsvangirai unmittelbar nach der Wahl bereits eineNiederlage erwartet und Kontakt mit der Opposition aufgenommen.
Die Kontakte seien dann aber abgebrochen worden. «Was meinerAnsicht nach schiefgelaufen ist, war folgendes: einige der Falken imMilitär erklärten, sie könnten keinen Transfer der Macht akzeptieren,und dann begannen die Probleme», erklärte Tsvangirai dersüdafrikanischen Zeitung «City Press». Viele der Generäle in MugabesNomenklatura hätten bei einem Machtwechsel wegen schwererMenschenrechtsverletzungen Prozesse vor internationalen Gerichten zubefürchten.