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Serbien-Montenegro Serbien-Montenegro: Anführer der Djindjic-Mörder stellte sich der Polizei

02.05.2004, 21:24
Über niemanden sonst gibt es in Serbien so vieleLegenden, mysteriöse Erzählungen sowie wahre und erfundeneGeschichten. Für die einen ist Milorad Lukovic, der wegen seinesDienstes in der französischen Fremdenlegion «Legionär» genannt wird,ein Patriot, der in den Bürgerkriegen der 90er Jahre dergroßserbischen Sache gedient hat. Für die anderen ist er schlicht einbrutaler Großkrimineller. (Foto: dpa)
Über niemanden sonst gibt es in Serbien so vieleLegenden, mysteriöse Erzählungen sowie wahre und erfundeneGeschichten. Für die einen ist Milorad Lukovic, der wegen seinesDienstes in der französischen Fremdenlegion «Legionär» genannt wird,ein Patriot, der in den Bürgerkriegen der 90er Jahre dergroßserbischen Sache gedient hat. Für die anderen ist er schlicht einbrutaler Großkrimineller. (Foto: dpa) EPA

Belgrad/dpa. - Djindjic war am 12. März vergangenen Jahres vor seinem Amtssitz erschossen worden.

Die Behörden müssten offen sagen, ob es nach 14 Monaten Fluchtwirklich keinen «politischen Deal» mit Lukovic gegeben habe,verlangte der Direktor des kriminologischen Untersuchungsinstituts,Dobrivoje Radovanovic. Die Polizei müsse auch klären, «ob sich "derLegionär" die ganze Zeit in seinem Haus versteckt habe». Andernfallsmüssten die Strafverfolger erklären, wie der meist gesuchte Mann desLandes unbehelligt zu seinem Haus im Villenviertel «Filmstadt» kommenkonnte.

Lukovic war Chef der Polizei-Eliteeinheit JSO, der zahlreicheMorde, Entführungen und Kriegsverbrechen unter dem in Den Haagdeswegen angeklagten jugoslawischen Ex-Präsidenten Slobodan Miloseviczur Last gelegt werden. Nach seiner Entlassung 2001 soll Lukovicgemeinsam mit der serbischen Mafia den Mord an Djindjic geplant unddurchgeführt haben, weil dieser mit der Organisierten Kriminalitätabrechnen wollte.

Der mutmaßliche Todesschütze Zvezdan Jovanovic, ein Befehlshaberder Sonderpolizei JSO, steht seit Dezember vor Gericht. Er hattezunächst gestanden, später sein Geständnis aber widerrufen. GegenLukovic war als «Erstangeklagter» in Abwesenheit verhandelt worden.Er war unmittelbar nach der Ermordung von Djindjic untergetaucht.

Daneben muss er sich im Verfahren um die Ermordung des früherenserbischen Präsidenten und Milosevic-Gegners Ivan Stambolic im Jahr2000 als Hauptangeklagter verantworten. Er soll auch in denAttentatsversuch auf den heutigen Außenminister und damaligenOppositionsführer Vuk Draskovic verwickelt sein, bei dem im Jahr 1999vier seiner Begleiter den Tod fanden.

Nach sieben Jahren in der französischen Fremdenlegion war Lukovicin den jugoslawischen Bürgerkriegen der 90er Jahre ein berüchtigterserbischer Freischärler und seit 1999 Befehlshaber der JSO-Eliteeinheit des serbischen Staatssicherheitsdienstes. Immer nochungeklärt ist die Rolle der JSO und von Lukovic selbst bei derEntmachtung von Milosevic am 5. Oktober 2000. Angeblich soll esAbsprachen zwischen dem damaligen Oppositionsführer Djindjic undLukovic gegeben haben.