Serbien Serbien: Gemäßigter Nationalist Boris Tadic wird neuer Präsident

Belgrad/dpa. - Der gemäßigte Nationalist und Vertreter des so genannten Demokratischen Blocks, Boris Tadic, ist zum Präsidenten Serbiens gewählt worden. Der 46 Jahre alte Vorsitzende derDemokratischen Partei (DS) habe bei der Stichwahl 53,7 Prozent der Stimmen erhalten, berichtete die Wahlforschungsgruppe CESID am Sonntagabend in Belgrad. Sein Gegner Tomislav Nikolic von der extrem nationalistischen Radikalen Partei (SRS) habe 45 Prozent der abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen können. 1,3 Prozent seinen ungültig. Die staatliche Wahlkommission gab die Stimmenzahl mit 52 Prozent für Tadic und 48 für Nikolic an. Die Wahlbeteiligung habe mit 48,5 Prozent überraschend hoch gelegen.
Damit hat Serbien, der mit Abstand größere Teil des StaatenbundesSerbien-Montenegro, nach eineinhalb Jahren wieder einRepubliksoberhaupt. Zuvor waren drei Wahlversuche am geringenInteresse der Bürger gescheitert. Das Parlament hatte daher dieBestimmung gestrichen, dass eine Wahl nur bei einer Beteiligung vonmehr der Hälfte der Wahlberechtigten gültig ist. Das Wahlergebnis seiauch eine «politische Richtungsentscheidung», hieß es in erstenKommentaren westlicher Diplomaten in Belgrad.
Tadic steht für tief greifende innere Reformen und den Anschlussseines Landes an die Europäische Union (EU) und die NATO. Die EU, dieNATO sowie die USA hatten wiederholt zur Wahl von Tadic aufgerufen,um die jahrelange Isolation Serbiens zu beenden. Auch dringendbenötigte ausländische Investitionen in die marode Wirtschaft sollendurch diese Entscheidung der Bürger verstärkt angelockt werden.
Obwohl der serbische Präsident nach der Verfassung nurrepräsentative Aufgaben und keine wirkliche politische Macht besitzt,hatten sich zahlreiche westliche Staaten für Tadic als Vertretereiner neuen politischen Linie stark gemacht. Daher waren demPolitiker in den vergangenen Wochen auch viele Kontakte mit führendenwestlichen Politikern in Brüssel und Washington ermöglicht worden.Tadic hatte seinen Anhängern in Aussicht gestellt, dass er das Landin den fünf Jahren seiner Amtszeit wieder nach Europa führen werde.
Tadic ist in der Demokratischen Partei Nachfolger des imvergangenen Jahr ermordeten ehemaligen serbischen MinisterpräsidentenZoran Djindjic. Für viele Beobachter pflegt Tadic einen ähnlichenArbeitsstil und hat eine ähnliche Auffassung über politische Symbolewie Djindjic. Da Tadic erst in diesem Jahr an die Parteispitzegerückt ist und zuvor wenig einflussreiche Ministerposten bekleidete,ist er in keinen der vielen politischen, kriminellen undwirtschaftlichen Skandale der vergangenen Jahre verwickelt.