Segelschulschiff Segelschulschiff: Kapitän soll nicht wieder auf «Gorch Fock»

Glücksburg/dapd. - Nach Informationen der Tageszeitung «Die Welt» und des NDRsoll Schatz das Segelschulschiff nicht mehr führen. Das sei dieEmpfehlung der Havariekommission der Marine, berichteten der NDR und «Die Welt» (Donnerstag). Die Marine bestätigte die Darstellung am Mittwoch nicht.
Nach Angaben der «Welt» hat die Havariekommission festgestellt,dass es beim tödlichen Sturz einer 25-jährigen Offizieranwärterin am 7. November 2010 zu Fehlverhalten an Bord gekommen war und dies auch der Schiffsführung anzulasten sei. Ob dies disziplinarrechtliche Folgen für den Kommandanten haben werde, stehe noch nicht fest.
Ein Sprecher der Marine in Glücksburg sagte auf dapd-Anfrage, ineine abschließende Entscheidung durch den Inspekteur der Marine,Admiral Axel Schimpf, fließe der Bericht des Havarieausschusses ein sowie der Bericht der Staatsanwaltschaft und des Marine-internen Untersuchungsteams. Die Entscheidung soll nach einer Auswertung Ende Juni/Anfang Juli fallen.
Am vergangenen Montag hatte der Wehrbeauftragte des Bundestages,Hellmut Königshaus, in Kiel die «Gorch Fock» besucht und sichanschließend optimistisch gezeigt, dass das Schiff nach Abschlussaller Untersuchungen weiterfahren werde.
Zwtl: Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen eingestellt
Anfang Juni hatte die Kieler Staatsanwaltschaft ihrErmittlungsverfahren zum tödlichen Sturz der Offiziersanwärterin ausder Takelage eingestellt. Nach Ansicht der Ermittler gibt es keineausreichenden Anhaltspunkte für strafrechtlich zu bewertendesFehlverhalten. Die Mutter der verunglückten Soldatin hatteStrafanzeige wegen fahrlässiger Tötung erstattet.
Nach dem Tod der Offiziersanwärterin Sarah Lena S. war dieAusbildung auf dem Segelschulschiff in die Kritik geraten. Die25-Jährige war im brasilianischen Hafen von Salvador da Bahia imRahmen der Segelvorausbildung aus 27 Meter Höhe auf Deck gestürzt.Anschließend wurden Vorwürfe laut, an Bord würden Kadettendrangsaliert.
Anfang Mai war das Schiff vorzeitig wieder nach Deutschlandzurückgekehrt und liegt seither im Kieler Tirpitzhafen.Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hatte nach Rückkehrdes Schiffes signalisiert, an der «Gorch Fock» festhalten zu wollen.
Zwtl: Ministerium verfasst umfassenden Abschlussbericht
Der «Welt» sagte der Verteidigungsminister: «Wie bereitsangekündigt, wird das Ministerium nach dem Ende aller Ermittlungeneinen umfassenden Abschlussbericht verfassen und veröffentlichen.»Davon unabhängig werde bis Ende Juli eine weitere Kommission unterLeitung des Historikers Reiner Pommerin ihre Empfehlungen zurzukünftigen Ausgestaltung der seemännischen Basisausbildung in derMarine vorlegen.
«Wenn man nach Abschluss aller Untersuchungen und Empfehlungen zudem Schluss kommt, dass es für junge zukünftige Marineoffiziere auchheute in einer hochtechnisierten Marine wichtig ist, diese Form vonSeefahrt, Teamwork und den Umgang mit den Naturgewalten auf einemSegelschulschiff zu erfahren, dann bleiben wir dabei», sagte deMaizière. Das Ergebnis werde sicherlich mit ihm besprochen. «Aber soetwas ist typischerweise eine Entscheidung der zuständigenVorgesetzten», sagte der Verteidigungsminister.