Schülerin kritisiert Schulen Schülerin kritisiert Schulen: Naina löst mit einem kurzen Beitrag eine breite Diskussion aus
Köln - Manchmal können wenige Worte große Wirkung haben. 22 Worte sind es, die die Kölner Oberstufenschülerin Naina K. an einem Samstagabend mal eben auf ihrem Smartphone in den Kurznachrichtendienst Twitter tippt.
In den folgenden Tagen stehen auf einmal Kamerateams auf dem Schulhof des Ursulinen-Gymnasiums und ihr Handy steht nicht mehr still. Schon mehr als 2000 Beiträge hatte Naina per Twitter veröffentlicht – etwa zu brennenden Popkorntüten in der Mikrowelle oder lautem Singen beim Joggen. Große Aufmerksamkeit erregte das nicht.
Mehr als 10 000 Follower
Doch dieser eine Tweet, in dem sie kritisiert, durch die Schule schlecht auf das Alltagsleben vorbereitet zu werden, ist anders: Inzwischen lesen mehr als 10 000 Menschen, was Naina unter ihrem Profil @nainablabla veröffentlicht. Tendenz steigend.
Und damit nicht genug: Bei Naina melden sich zahlreiche Zeitungen, Fernseh- und Radiosender. Auch Talkmaster Stefan Raab möchte die 17-Jährige in seiner Sendung haben, erzählt sie bei einem Besuch nach Schulschluss am Mittwoch – der ebenfalls durch Telefonanrufe unterbrochen wird. Überall soll sie erklären, was sie sich mit ihrem Tweet gedacht hat.
„Ich wollte das einfach nur loswerden“, erzählt die Schülerin. Sie habe nicht die Intention gehabt, eine so große Diskussion anzustoßen. „Es sollte auch keine Kritik an meiner Schule oder meinen Lehrern sein. Auch nicht unbedingt am Schulsystem.“
Stattdessen möchte sie ihre Worte als Anregung verstanden wissen, Schüler zu integrieren und zu unterstützen, wenn sie Fragen zu alltäglichen Themen haben. „Diese Dinge müssen auch nicht in den Lehrplan integriert werden, da ist sowieso schon sehr viel drin. Projektkurse oder Arbeitsgemeinschaften wären eine Möglichkeit.“ An ihrer Schule gebe es teilweise auch solche Angebote, aber an Schulen ihrer Freunden nicht immer.
Medienrummel führt zur Diskussion
Der Medienrummel hat auch zu einer Diskussion am Ursulinen-Gymnasium geführt, an dem Naina in diesem Jahr ihr Abitur machen wird. Schulleiterin Monika Burbaum hat von Kollegen von Nainas Tweet erfahren. Die Gedanken der Schülerin seien nachvollziehbar und gut, zumal es ein wichtiges Erziehungsziel der Schule sei, „Schüler zu selbstbewussten und eigenständig denkenden Menschen zu erziehen.“ Burbaum hofft, dass in der Diskussion nun vor allem die Frage diskutiert werde, was die Aufgabe von Schule sei.
Ihre Antwort: „Schule muss befähigen den Alltag zu bewältigen und kann dabei aber nicht auf jeden einzelnen Aspekt eingehen.“ Stattdessen müsse den Schülern beigebracht werden, wie sie richtig recherchieren und sich gute Informationen zu verschiedenen Themen beschaffen können. Änderungen seien dafür an ihrer Schule nicht notwendig, eine entsprechende Arbeitsgruppe für Zehntklässler existiere bereits.
Im Internet ist die Diskussion um Nainas Tweet noch nicht am Ende angelangt. Mittlerweile sind aber auch die ersten Parodien ihres Posts wie „Ich kann auf vier Sprachen Bier bestellen“ oder „Ich bin sieben Jahre alt und habe von Steuern und Versicherungen keine Ahnung – lesen kann ich auch nicht“ zu lesen. Über solche Witze kann Naina lachen: „Einige sind wirklich richtig gut.“ Außerdem unterstützen sie ihre Freunde und Mitschülerinnen: „Die finden gut, dass ich das geschrieben habe.“
Ihren Umgang mit sozialen Netzwerken will die Kölnerin nicht sonderlich ändern. „Ich werde weiterhin schreiben, was ich denke. Aber natürlich werde ich mir jetzt zweimal überlegen, was ich poste, da ich jetzt ja damit fast 12 000 Leute erreiche.“