Schloss Hoheneck in Stollberg Schloss Hoheneck in Stollberg: 100 Euro für eine Nacht im DDR-Frauengefängnis
Stollberg/dpa. - Die Chemnitzer Artemis GmbH erklärte, sie fühle sich in ihrenAbsichten missverstanden. Zu DDR-Zeiten galt Hoheneck als Synonym für grausame Haftbedingungen und politisch missbrauchten Strafvollzug. Die Kritik entzündet sich an dem Angebot «Hinter Gittern für eine Nacht», mit dem Artemis im Internet wirbt. Für den Preis von 100 Euro werden an zwei Wochenenden im September neben einer Übernachtung «inoriginalen Zellen des ehemaligen Frauengefängnisses» noch andereLeistungen offeriert. Dazu gehören Musik und Show in denGefängnistrakten und ein «Knastfrühstück».
«Für jene Menschen, die unter der Diktatur der SBZ/DDR gelittenhaben, verfolgt und für viele Jahre inhaftiert worden sind, ist daseine unerträgliche Provokation», sagte die Geschäftsführerin derStiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Anne Kaminsky. Kommunenund Länder dürften beim Verkauf derartig belasteter Orte nicht alleinökonomische Aspekte im Blick haben. Zuvor hatte schon die StiftungSächsische Gedenkstätten dem Investor vorgeworfen, er habe seineZusage gebrochen, das Andenken an die politischen Gefangenen zuwahren.
Die Chemnitzer Artemis GmbH hatte 2003 das zwei Jahre zuvorgeschlossene Gefängnis vom Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- undBaumanagement (SIB) gekauft. Laut Vertrag ist die Umwandlung in einHotel mit mehreren Restaurants vorgesehen. Das Areal umfasst eineFläche von 50 000 Quadratmetern mit 25 Gebäuden.
Artemis-Geschäftsführer Bernhard Freiberger sagte der dpa, es seinicht beabsichtigt, die Gefühle der ehemaligen politischen Gefangenenzu verletzen. «Diese Vergangenheit kann man nicht in einem Buchbeschreiben, das muss man hier in diesem Mauern erleben.» Bei dem«Übernachtungsevent» handele es sich «nicht um ein banalesBelustigungsprogramm». Es sei ein Programm vorgesehen, das zumNachdenken anrege.