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Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein: Robert Habeck ist Spitzenkandidat der Grünen

02.05.2012, 13:04
Robert Habeck, der Spitzenkandidat von Bündnis 90/Die Grünen für die Landtagswahl in Schleswig-Holstein, zeigt in Flensburg nach dem Schornsteinfegen seine schmutzigen Hände. (FOTO: DPA)
Robert Habeck, der Spitzenkandidat von Bündnis 90/Die Grünen für die Landtagswahl in Schleswig-Holstein, zeigt in Flensburg nach dem Schornsteinfegen seine schmutzigen Hände. (FOTO: DPA) dpa

Hamburg/AFP. - Er studierte Philosophie, promovierte über das Thema „Die Natur der Literatur“ und arbeitet gemeinsam mit seiner Frau als Schriftsteller. Relativ spät wagte er den Einstieg in die Politik, legte aber eine steile Parteikarriere hin, die auch im Bund schon viele aufmerksam machte.

Der 42-Jährige mit der modernen Kurzhaarfrisur, der gern Jeans und leicht ausgetretene Lederstiefel trägt, kommt gut an. Er beherrscht das Spiel mit den Inszenierungen, mag die Auseinandersetzung, weiß um seine Ausstrahlung. Seine Partei nutzt das für sich, der ganze Wahlkampf ist auf ihn zugeschnitten.

Rasant hat sich Habeck bei den Grünen nach oben gearbeitet. In die Partei trat er erst vor zehn Jahren ein, mit Anfang 30. Zwei Jahre später wählten ihn die Grünen zum Landesvorsitzenden. Vor zweieinhalb Jahren wurde er Fraktionschef im Landtag. Schon bei der Landtagswahl 2009 war der verheiratete Vater von vier Söhnen Spitzenkandidat der Nord-Grünen und führte seine Partei mit 12,4 Prozent zum bisher besten Ergebnis in Schleswig-Holstein.

Von Weggefährten wird Habeck als „inhaltlicher Mensch“ beschrieben, der vor allem an der Umsetzung grüner Konzepte arbeiten will. In den Wahlkampf gezogen ist der gebürtige Lübecker, der mit seiner Familie nahe der dänischen Grenze lebt, unter anderem mit der Forderung nach einem Energieministerium, das die Wende hin zu alternativen Energien koordiniert. Die strategische Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik ist ein weiteres großes Leitthema des grünen Wahlkampfs.

Habeck ist ein Vordenker, ein Ideologe ist er nicht. Er wettert gegen Lagerdenken, prinzipielle Berührungsängste mit der CDU werden ihm nicht nachgesagt. Er will politische Eigenständigkeit. „Wir sind nicht der Kitt, mit dem ihr eure Risse dichtschmieren könnt“, rief er bei seiner Parteitags-Bewerbungsrede im Januar CDU und SPD gleichermaßen entgegen.Nach anfänglicher Zurückhaltung hat sich Habeck im Wahlkampf klar zu einer Koalition mit der SPD bekannt - wohl auch auf Druck der Partei. Selbstbewusst gestartet, verhagelten ihm und den Grünen leicht abschmelzende Umfragewerte sowie der Höhenflug der Piraten merklich die Laune. Das gilt umso mehr, als der Einzug der Piratenpartei in den Landtag das Ziel einer rot-grünen Koalition bedrohen könnte.

In der neuesten Umfrage liegen die Grünen bei 12,5 bis 13 Prozent, leicht über ihrem Wahlergebnis von 2009. Eine Steigerung um einige Prozentpunkte wäre angesichts der „ganzen Mühe und Arbeit“ der vergangenen Jahren gerechtfertigt, sagte Habeck jüngst mit einem Seitenblick auf die Piraten, die scheinbar so mühelos zum Erfolg kommen.

Mit gezielten Vorstößen hat der smarte und ehrgeizige Habeck in den vergangenen Jahren auch bundesweit Aufmerksamkeit erzeugt und sich als Vordenker ins Gespräch gebracht, der Impulse zur strategischen Weiterentwicklung der Grünen liefern könnte. Schon 2006 bewarb sich das Nordlicht, wenngleich chancenlos, für den Bundesvorsitz der Partei.

In den vergangenen Monaten aber galt seine ganze Kraft der Aufgabe, die Grünen nach sieben Oppositionsjahren im nördlichsten Bundesland zurück an die Regierung zu führen. Gedankenspiele darüber, welche Position er nach einem Sieg am kommenden Sonntag übernehmen könnte, kommentiert Habeck nicht. Ob er der neue Energieminister wird? „Darauf erwarten Sie doch keine Antwort“, sagt er, erfahren genug, sich nicht aus der Reserve locken zu lassen. „Ich denke nur bis zum 6. Mai.“