Schifffahrt Schifffahrt: Vor 50 Jahren wurde der Suezkanal verstaatlicht

Kairo/dpa. - Die Einnahmen des Suezkanals, die bisher vorallem England zugute kamen, sollten nun in ägyptische Kassen fließen und den Bau des Assuan-Staudamms ermöglichen. Eine gewaltige Provokation für die ehemalige Kolonialmacht.
Schließlich war der 160 Kilometer lange Kanal, der das Mittelmeer mit dem Roten Meer verbindet, die wichtigste Wasserstraße der Welt. Seit seiner Einweihung 1869 hatte sich der Seeweg von Europa nach Asien um etwa 7000 Kilometer verkürzt. Die Schiffe brauchten nicht mehr um ganz Afrika herumzufahren. In dieser Zeit entsprach dies einer Ersparnis von etwa 37 Tagen auf See.
Die Abkürzungsidee hatte schon viele kluge Köpfe bewegt, unteranderem den Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz und denfranzösischen Herrscher Napoleon. Letzterer ließ von dem Vorhaben ab, weil seine Vermesser ihm fälschlich erklärten, dass der Wasserspiegel des Roten Meeres wesentlich höher liege.
Schließlich wurde der Kanal in zehnjähriger Bauzeit fertiggestellt. Etwa 120 000 Arbeiter kamen dabei ums Leben, viele vonihnen starben an Cholera. Zur Eröffnung reisten 5000 Prominente aus aller Welt an, unter anderem die französische Kaiserin Eugénie. Der Komponist Giuseppe Verdi war mit seiner Auftragsarbeit «Aida» nicht fertig geworden, stattdessen wurde die Oper «Rigoletto» aufgeführt.
Der Kanal gehörte zunächst einer Aktiengesellschaft, an derFrankreich und Ägypten beteiligt waren. Als Ägypten der Bankrottdrohte, gab es seine Anteile an Großbritannien ab. Nach 99 Jahren sollte die Kontrolle an Ägypten übergehen. Das wäre 1968 gewesen.
Doch so lange wollte der junge und nationalistische Nasser nichtwarten. Nachdem er die Verstaatlichung verkündet hatte, dachtenLondon und Paris an Rache. Auf einer Geheimkonferenz stimmten sie sich mit Israel ab, das ebenfalls mit Ägypten im Streit lag. Israel sollte Ägypten angreifen und damit Frankreich und England einen Anlass zum Eingreifen geben, vordergründig als Friedensstifter.
Der Plan misslang. Die USA und die Vereinten Nationen setzteneinen Waffenstillstand durch. Nasser hatte militärisch verloren, aberpolitisch gewonnen. Ägypten und die ganze arabische Welt sah in ihmden Helden, der es den Großmächten zeigen konnte. Im Krieg von 1967rückte Israel dann bis an das Ostufer des Kanals vor. Acht Jahre langblieb die Wasserstraße geschlossen.
Heute ist der Suezkanal zusammen mit dem Tourismus die wichtigsteEinnahmequelle für Ägypten. Im vergangenen Jahr haben mehr als 18 000Schiffe den Kanal befahren und Ägypten Rekordeinnahmen in Höhe von2,7 Milliarden Euro beschert. Es gibt auch Pläne für einen weiterenAusbau. Bislang kann der Kanal nämlich nur jeweils in eine Richtungbefahren werden. Außerdem ist die Fahrrinne für die modernen Öltankernicht tief genug.