Saddam Hussein Saddam Hussein: Gewaltmensch mit dem Hang zum Größenwahn
Bagdad/dpa. - Sein übergroßes Ego und das, was er für seine «Ehre» hielt, warihm dabei wichtiger als das Wohlergehen seiner Landsleute, die er mit öffentlich zur Schau gestellter Grausamkeit in Schach hielt. Nach seinem Abtauchen im April wurde er für einige Anhänger zu einer Art mystischer Figur. Andere ehemalige Getreue warfen ihm dagegenFeigheit und Verrat vor.
Saddam Hussein hat sein Land selten verlassen und lebte in denletzten Jahren seiner Macht in einer Art Scheinwelt. Er umgab sichmit unterwürfigen Militärs und Politikern, die auch nicht diegeringste Kritik an seinem brutalen Führungsstil wagten. Denn wer demDespoten eine schlechte Nachricht überbrachte, riskierte sein Leben.So stellte im Irak im Frühjahr 2003 auch niemand öffentlich seineEntscheidung in Frage, gegen die militärisch überlegenen Alliiertenunter der Führung der USA zu kämpfen.
Aus Angst vor Attentaten legte sich Saddam Hussein im Laufe seinerAmtszeit Doppelgänger zu, die ihn bei öffentlichen Auftrittenvertreten mussten. Der Personenkult um ihn nahm immer groteskere Zügean. Sein idealisiertes Porträt durfte vor keinem öffentlichen Gebäudefehlen. Staatskünstler sorgten für ständigen Nachschub an Saddam-Büsten, Statuen und Lobesliedern. Die Menschen im Irak zitterten sosehr vor ihrem «Führer» und hatten den staatlich verordneten Saddam-Kult so verinnerlicht, dass sie zum Teil sogar dann vor seinem Bildsalutierten, wenn sie sich unbeobachtet glaubten. «Papa Saddam siehtalles», wurde den Kindern schon in der Schule beigebracht.
Geboren wurde Saddam am 28. April 1937 in einem Dorf nahe derStadt Tikrit. Von dort stammt auch der in der islamischen Welt alsHeld verehrte Saladin. Mit dem Kurden, der einst die Kreuzfahrer ausJerusalem vertrieben hatte, verglich sich Saddam, dessen Name «derStandthafte» bedeutet, gerne. Saddam, der aus einerKleinbauernfamilie stammt und in seiner Jugend viel Prügel bezogenhaben soll, wurde schon als Schüler Mitglied der damals nochillegalen sozialistischen Baath-Partei. Bereits als Jugendlicher soller seinen ersten Auftragsmord begangen haben.
1959 beteiligte er sich an einem Attentat auf General Kassem, dasjedoch misslang. Mit der Machtübernahme der Baath-Partei in den 60erJahren begann auch der Aufstieg von Saddam Hussein, der Gegner mitgnadenloser Härte aus dem Weg räumte und gelegentlich wegen desbloßen Verdachts der Illoyalität die Exekution eines Parteigenossenanordnete. Zunächst pflegte er noch gute Beziehungen zur Sowjetunion,die auch wesentlich zur Aufrüstung des Irak beitrug.
Im Laufe des Irak-Iran-Krieges (1980-88) suchte er jedochzunehmend die Nähe Washingtons. Mit Hilfe der arabischen Öl-Monarchien und des US-Geheimdienstes, der dem Irak Satellitenbildervon iranischen Stellungen zur Verfügung stellte, gelang es Saddamletztlich, die Niederlage abzuwenden. Auf beiden Seiten gab esHunderttausende Tote.
Doch nach der irakischen Invasion in Kuwait 1990 wendete sich dasBlatt. Die westliche Welt, die in den 80er Jahren gegen dieGiftgasangriffe auf die Kurden in der nordirakischen Stadt Halabschanur schwach protestiert hatte, erklärte ihn zum «Irren von Bagdad»und vertrieben seine Truppen 1991 aus Kuwait.
Doch bis Bagdad stießen die Alliierten nicht vor. Stattdessensahen sie zu, wie Saddam einen Aufstand der Schiiten und Kurdenniederschlug. Die nach seinem Sturz im Irak entdeckten Massengräber,in den auch die Leichen von Frauen und Kindern gefunden wurden,zeigen auf grausame Art und Weise, wie hoch der Preis war, den dieAufständischen bezahlten. In den 90er Jahren konnte Saddam Hussein,dessen Volk unter dem UN-Embargo verarmte, seine Macht im Innerenfestigen.
Mit einem ausgeklügelten Spitzelwesen und mehreren Geheimdiensten,die das Militär überwachten und sich gegenseitig ausforschten, hielter die Iraker im eisernen Griff. Angesichts des US-Truppenaufmarschsam Golf entschloss er sich im Herbst 2002, die UN-Waffeninspekteurewieder ins Land zu lassen. Als er merkte, dass dies einenamerikanisch-britischen Angriff zum Sturz seines Regimes nichtverhindern würde, forderte er Armee und Milizen zum «Heiligen Krieg»gegen die Amerikaner auf.
Am 9. April 2003, als die US-Marineinfanterie Bagdad endültigeinnahm, zeigt sich Saddam Hussein ein letztes Mal öffentlich und warseitdem neben Terroristenführer Osama bin Laden meistgesuchter Mannder Welt.