Sachsen Sachsen: Verfassungsschutz-Chef räumt überraschend seinen Posten

Berlin/MZ. - Nachdem der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Heinz Fromm, am Montag vergangener Woche sein Amt zur Verfügung gestellt hatte, weil ein Referatsleiter sensible Akten über die rechte Szene in Thüringen vernichtet und ihn monatelang darüber belogen hatte, trat Boos zurück, weil ein Mitarbeiter plötzlich Akten präsentiert hatte, von deren Existenz Boos bislang nichts geahnt hatte. Vorige Woche war überdies Thüringens Verfassungsschutzchef Thomas Sippel geschasst worden.
Sachsen Innenminister Markus Ulbig (CDU) teilte mit, Boos habe um seine Ablösung zum 1. August gebeten. Zuvor waren Protokolle von abgehörten Telefonaten der rechten Szene entdeckt worden, die vom Ende der 90er Jahre stammen sollen. Just in der Zeit also, in der Polizei und Verfassungsschutz angeblich fieberhaft nach dem Verbleib von Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe gesucht hatten. Zwar ist seit längerem bekannt, dass Telefonate abgehört worden waren, doch Boos hatte stets bestritten, dass darüber noch genaue Unterlagen existierten. Ob die Protokolle brisante Informationen erhalten, ist bislang unklar. Die Dokumente sollen jetzt noch einmal gesichtet und dem Generalbundesanwalt übergeben werden.
Ulbig nahm seinen Verfassungsschutzpräsidenten in Schutz und sprach von eklatantem Fehlverhalten einzelner Beschäftigter des Verfassungsschutzes. Gegen die Betroffenen seien disziplinarrechtliche Schritte eingeleitet worden. Ulbig akzeptierte das Gesuch Boos', sich versetzen zu lassen.